Der renommierte Astrologe Oskar Adler hat mit seinem Lebenswerk ein bis heute unerreichtes Grundlagenwerk der Astrologie geschaffen.In diesem neu zusammengestellten Testament erhält der Leser eine fundierte Einführung in das Wesen der Astrologie und eine umfassende Betrachtung der Bedeutung von Sonne und Mond
GeleitwortDieses Geleitwort zu der Herausgabe von Vorträgen, die während der Jahre 1930-1938 vor einem engeren Kreise Gleichgesinnter gehalten wurden und nun in sieben Folgen der größeren Öffentlichkeit übergeben werden, soll den geneigten Leser auf das vorbereiten, was er zu erwarten hat, wenn er sich in die Lektüre dieses als "Testament der Astrologie " bezeichneten Werkes einlassen will. Es ist das Werk eines Suchers, bestimmt für alle diejenigen, die gleichfalls Sucher sind, d.h. die von der unabweisbaren Sehnsucht nach Erkenntnissen erfüllt sind, die ihnen Aufschluß geben könnten über den Sinn ihres Daseins innerhalb der unermeßlichen und unvorstellbaren Größe dieses Universums. Niedergedrückt von dem Gefühl der eigenen Nichtigkeit ihres kurzfristigen Daseins auf diesem Sandkorn Erde, aber zugleich auch wieder erhoben durch den Gedanken, des ewigen Rätsels bewußter und denkender Zeuge sein zu dürfen, mögen sie in diesem Zwiespalt vielleicht den Keim alles dessen erleben, was den Menschengeist auf seinen Forschungspfad geführt hat von Anbeginn, als das Licht der Vernunft in ihm entzündet wurde.Vielleicht ist dieser Zwiespalt in des Menschen Herz und Seele niemals so deutlich ausgesprochen worden wie mit den Worten des 8. Psalms, da es heißt:
Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk,den Mond und die Sterne, die du bereitet hast,Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkest,was der Erdensohn, daß du auf ihn achtest?Und hast ihn doch wenig niedriger gemacht denn Gottund hast ihn mit Ehre und Schmuck gekrönt.Aus solchen Gefühlen und Gedanken mag der Versuch erwachsen sein, einen Zugang zu den uralten Weisheitslehren zu finden, die schon einmal im Besitze der Menschheit gewesen, als deren - Welt und Mensch und ihr inneres Wechselverhältnis gleichermaßen umspannender - Ausdruck jene Wissensfragmente auf uns gekommen sind, die heute unter dem Namen " Astrologie " zusammengefaßt und, in mannigfache Denksysteme gebannt, als jenes alte Wissen vorgetragen werden mit dem Anspruch, als Wissenschaft zu gelten.Es ist nicht meine Absicht, in dieser Vorrede dem Inhalt der folgenden Untersuchungen vorzugreifen. Die erste Folge "Allgemeine Grundlegung" soll klarmachen, um welche Art des "Wissens" es sich in unserem Falle handeln mag. Ich möchte aber an dieser Stelle eine Warnung aussprechen für alle, die, gleichviel, ob mit freundlichen oder feindlichen Vorurteilen, an die Lektüre dieses "Testaments der Astrologie " herangehen: vorgefaßte Meinungen, so gut sie es vermögen, beiseite zu lassen und - das möchte ich mit aller Nachdrücklichkeit betonen - dessen eingedenk zu sein, daß jeder, der bereit ist, sich in uraltes Weisheitsgut zu versenken, vor allem zwei Bedingungen muß erfüllen können.Die erste Bedingung ist: Ehrfurcht vor den Denkern vergangener Zeiten und ihrem reinen Streben nach Wahrheit. Die zweite aber ist: zu begreifen, daß die Worte, in die sie ihre Erkenntnisse kleideten, nicht so verstanden werden dürfen, wie der Spätgeborene sie heute auf Grund seines Sprachgebrauches zu verstehen gewohnt ist, damit er davor bewahrt werde, sie glatterhand als unsinnig oder aus der Unwissenheit jener Zeiten entsprungene, längst überwundene Irrtümer zu verurteilen.Einige Beispiele mögen hier am Platze sein. Thales von Milet (625-548 v.Chr.) lehrte der Tradition zufolge, daß alles seinen Ursprung im Wasser habe, aber Anaximenes, 6. Jahrhundert, setzte den Ursprung von allem in die Luft, Anaximander sprach von dem Apeiron, d. i. dem Unerkennbaren, aus dem sich alles Erkennbare formt, Heraklit wieder spricht von dem Feuer, dem ewig lodernden, als dem Urgrund alles Weltgeschehens.Aber das ist ja die alte Lehre von den vier Elementen! Ist das nicht barer Unsinn? Wissen wir nicht, daß im Sinne der Chemie unserer Tage weder Erde noch Feuer noch Luft oder Wasser "Elemente" sind? Aber der Sinn des Wortes "Element" war in jenen Zeiten gänzlich verschieden von seiner Bedeutung in der heutigen Chemie.Ein anderes Beispiel - diesmal aus der Bibel.Da wird am ersten Schöpfungstage das Licht erschaffen, aber die Sonne erst am vierten Tage. Wer kann in jenen Worten einen vernünftigen Sinn erkennen, der vermeint, daß das Bibelwort Aur wirklich dasselbe bedeutet, was der Physiker unserer Tage oder auch jeder Laie unter Licht versteht. Ähnliches gilt von dem Gebrauche der Worte Tag und Nacht...Erst im Verlaufe der folgenden Vorträge soll hierauf näher eingegangen werden.Aber auch die Geschichte des naturwissenschaftlichen Denkens der jüngeren Vergangenheit müßte uns warnen, das jeweils gegenwärtige Stadium der Naturerkenntnis für um so vieles richtiger zu halten als das vergangener Epochen.Die wissenschaftlichen Theorien wechseln von Generation zu Generation. Wieder ein Beispiel für viele:Nach Aristoteles entstanden die Farben aus der Mischung von Hell und Dunkel oder Weiß und Schwarz, nach Newton aber sind alle Farben im weißen Sonnenlicht enthalten und durch Spaltung aus diesem hervorgegangen. Von da an geht der Widerstreit der Theorien weiter: Goethe, Schopenhauer, Hering, Helmholtz... bezeichnen den Weg stets wechselnder Versuche, dem Rätsel auf den Grund zu gehen, wobei jeder folgende Lösungsversuch den früheren als Irrtum bekämpft.Vielleicht ist dieses Beispiel nicht einmal so charakteristisch wie die 1000 anderen, die gleich Leichensteinen den Weg menschlicher Bemühungen um die Erkenntnis der Wahrheit kennzeichnen, gleichviel, ob es sich um Naturwissenschaft, Heilkunde, Theologie oder Philosophie handelt, wo denn jede neue Philosophie - nach Schopenhauer - es als ihre erste Regierungspflicht ansieht, gleich den afrikanischen Despoten allen Rivalen und deren Verwandten den Kopf abzuhauen.Wenn es aber derart das Schicksal alles nach wahrer Erkenntnis ringenden Strebens sein sollte, immer wieder zu irren, um der Zukunft ein Erbe zu überantworten, das ihr zu nichts anderem von Nutzen wäre, als daran zu lernen, wie unbrauchbar es geworden, und aller Fortschritt nur darin bestünde, daß ein neuer Irrtum an die Stelle des alten tritt - müßte da der Menschengeist nicht an seiner eigenen Kraft irre werden? Wäre es nicht tragisch genug, immer wieder erkennen zu müssen, daß wir "nichts wissen können"? Und ist es nicht Wunders genug, daß er dennoch nicht verzweifelt? Lebt vielleicht in allen von uns die unbegreifliche, aber unzerstörbare Hoffnung, daß ein Funke jenes Lichtes des ersten Schöpfungstages unseren Pfad erhellt, jenes einen Lichtes, das gleichermaßen unser innerstes Wesen wie das des Universums durchstrahlt. Vielleicht ist der Gedanke, in der Geschichte der menschlichen Erkenntnisse nur eine Kette aufeinanderfolgender Irrtümer zu sehen - selbst ein gewaltiger Irrtum. Vielleicht liegt in all diesen Irrtümern der Keim einer unzerstörbaren Wahrheit verborgen, die wir erst wiederentdecken müssen, um zu erkennen, wie die Menschen, die vor uns waren, auf denselben Pfaden der Erkenntnis gewandelt sind, deren Früchte sie uns eben in ihrer Sprache hinterließen.Dann gäbe es in Wirklichkeit nur eine Wissenschaft, die zugleich ist: die eine Wahrheit, die eine Philosophie, die eine Religion, das eine "Wissen", in dem sich alle Irrtümer und Widersprüche lösen, dessen all die einzelnen Wissenschaften und Philosophien in dem historischen Wechsel ihrer Lehren, alle Religionen und Moralsysteme, ja alle Künste nur gebrochene oder zerstreute Farbenstrahlen sind des Urlichtes, und des Menschen Ich selbst nur ein Ton in der großen Weltsymphonie, ohne den aber diese selbst nicht bestehen könnte.Sich dessen mehr und mehr bewußt zu werden und in diesem Bewußtsein stets wach halten zu können, mag jedem, der in dieser Überzeugung lebt, einen Platz sichern in dem Testament jenes Urwissens, das heute unter dem so arg mißbrauchten Namen der Astrologie geht.So mögen denn diese Vorträge ihren Weg in die breitere Öffentlichkeit finden, den sie wohl niemals hätten finden können ohne die ermunternde und tatkräftige Hilfe meiner Freunde, denen ich hiermit den herzlichsten Dank sage. Es war vor allem der Weitblick meines jüngeren Freundes Ernst Orenstein, der gegenwärtig in Honolulu wertvolle Arbeit als Pionier und Erzieher auf dem Felde der Musik leistet und, als wir alle noch in Wien vereint waren, darauf drang, daß meine Vorträge mitgeschrieben und so erhalten bleiben konnten. Aber ich habe noch vielen anderen zu danken. Vor allem einem gütigen Schicksal, das mir das Glück gewährte, auf drei Gebieten tätig sein zu dürfen, die in ihrer gegenseitigen Ergänzung den Boden bereiteten, auf welchem meine Entwicklung erwuchs. Ich war Arzt, Musiker und Lehrer.Frühzeitig in den Vorstand des Wiener Volksbildungsvereines und Volksheims berufen, fand ich Gelegenheit, die Grundzüge meiner Philosophie in Vorträgen zu entwickeln, die das Grenzgebiet zwischen Musik und Philosophie zum Gegenstand hatten, deren Ergebnisse ich in einem 1918 vollendeten Buche Die Kritik der reinen Musik niederlegen konnte. Schon vor und während des Ersten Weltkrieges brachte mich Helene Baronin von Hamar auf den Pfad der Astrologie , deren Lehren ich zuerst als vorsichtiger Skeptiker studierte. Doch betrat ich bald eigene Gedankenwege in dem Verlangen, mir zunächst über die erkenntniskritischen Grundlagen jenes Wissens klar zu werden. So kam es, daß ich mich mehr und mehr in die esoterische Seite des Erkenntnisprozesses vertiefen lernte, dessen die Astrologie wohl einen Teil enthüllte, aber ohne jene esoterische Grundlage unbefriedigend bleiben muß. Diese Grundlage zu vermitteln, diente eine "Einführung in das esoterische Denken", die, ebenfalls in Vortragsserien, mit den nun veröffentlichten parallel ging.Nun aber drängt es mich, all denjenigen noch innigst zu danken, die in treuer Gefolgschaft dazu beigetragen haben, das Erscheinen dieses astrologischen Werkes zu ermöglichen.Vor allem ist es eine Frau, die, selbst eine große Künstlerin, in treuer Anhänglichkeit mich immer wieder in dem Glauben bestärkte, auf dem richtigen Wege zu sein. Sie weilt jetzt nicht mehr auf dieser Erde, und ihrer reinen Seele soll die "Erste Folge" gewidmet sein.Das Gesamtwerk aber widme ich all den zahlreichen Mitgliedern unseres gemeinsamen Kreises, die nun seit 1938 in alle Welt zerstreut wurden. Viele konnten daheim bleiben, viele, darunter auch ich, wanderten aus - nach England, Amerika, Australien, Südafrika, Frankreich, Belgien, Holland, Dänemark, Schweden...Von denen, die in Österreich geblieben, gilt mein besonderer Dank den Herren Ernst Förster und Prof. Erwin Ratz, die die Schlußredaktion des Werkes freundlichst auf sich genommen haben, Felix Deutsch in New York, der die ersten Folgen mit freundlicher Kritik durchsah und die Zeichnungen zu ihnen anfertigte, ferner der jungen Künstlerin Helene Grünwald, die gleichfalls einige Zeichnungen beisteuerte. Mit Dankbarkeit gedenke ich der Mithilfe durch Herrn Hofrat Prof. Franz Strunz und Frau Hofrat Schmidt, der Witwe des zu früh verstorbenen Meisters Franz Schmidt, mit dem ich in gemeinsamem Quartettspiel unvergleichliche, nie wiederkehrende Stunden reinen Glücks verleben durfte.Und nun noch ein Wort an den Leser.Er wird in diesem Werke keinerlei technische Anweisungen finden, wie etwa ein Horoskop zu errechnen oder zu errichten sei. Dies konnte um so mehr unterlassen werden, als es hierüber so viele ausgezeichnete Werke gibt, daß es genügt, auf sie hinzuweisen.London, im September 1949.Oskar Adler
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