Die "Drei Bücher über das Leben" gingen aus drei ursprünglich eigenständigen Abhandlungen hervor. Gerade der dritte Teil, in dem sich Ficino mit der Astrologie befasst, brachte ihm einen Prozess ein. Ficino geht davon aus, dass das Horoskop das Leben eines Menschen bestimmt. Jedoch nicht in einem deterministischen Sinn, es geht vielmehr darum die kosmischen Einflüsse zu steuern. Wird jemand stark von Saturn dominiert, so müsse die ausgleichen Einflüsse Jupiters gesucht werden. Der Zusammenhang von Astrologie und Heilkunde ist für ihn unbestritten. Um die richtigen Heilmittel einzusetzen ist die genaue Kenntnis der Astrologie erforderlich. Er zeiht die Mondstellung und die Fixsterne heran und erläutert, wie man die Planeten für die Medikamente nutzen soll. Immer wieder hebt er hervor, wie wichtig die Wahl des richtigen Zeitpunktes für den Heilerfolg ist. Wie ernst es ihm mit der rechtmäßigen Handhabung der astrologischen Praktiken ist, zeigt sich bei seiner Darlegung zu den Talismanen. entscheiden für die Wirkung ist die Wahl Steins anhand des Sonnenzeichens. Für ihn gilt: "Um ein gutes und erfülltes Leben zu führen, musst du vor allem deine natürlichen Beziehungen, deine natürlichen Begabungen, dein Gestirn und den Ort kennen, der zu diesem passt. Dort sollt du leben. - Und folge deiner natürlichen Berufung."
Marsilio Ficino (1433 - 1499) Arzt und Philosoph, der einer der wichtigsten Vertreter des Neuplatonismus war. Er übersetze die Schriften von Iamblichus und Plotin, die eine stark astrologische Prägung aufweisen. Später beschloss er Priester zu werden und wurde von seinem Gönner de Medici zum Rektor einer Kirche ernannt.
Wie wir die Planeten für Medikamente nutzen sollen.
Den größten Gewinn ziehen wir aus der Berücksichtigung solcher Positionen, wenn wir darauf achten, dass Mond, Jupiter und Venus sich nicht in Gebieten befinden, die von Saturn oder Mars beherrscht werden, wenn wir ihren Einfluss zur Herstellung von Heilmitteln nutzen wollen — es sei denn, wir müssen mit Hilfe von Saturn Auflösungsprozesse hemmen und Entzündungshitze senken oder mit Hilfe von Mars zu kalten Körperteilen Wärme zuführen und taube Glieder wiederbeleben. In allen anderen Fällen werden wir Gebiete wählen, die von Jupiter und Venus beherrscht werden. Wir werden zu Merkur gehörende Gebiete auch dann gutheißen, wenn wir Menschen helfen wollen, die sehr merkurialisch sind. Dabei dürfen wir aber nicht übersehen, dass solche Merkur-Menschen — das sind solche, die sich durch hervorragende intellektuelle oder künstlerische Begabungen oder Redekunst auszeichnen — in hohem Maße auch solar sind. Denn Merkur ist immer voll von Apoll.
Damit aber jedermann verstehe, wie wir die Figuren am Himmel in Zonen einteilen, so bezeichnen wir das Zeichen, das im Osten aufgeht, als erstes Haus und als Haus des Lebens. Das Zeichen, das nach diesem aufgeht, nennen wir das zweite Haus, dann kommt das dritte und so weiter mit den übrigen, so dass das siebte Haus das Zeichen ist, das gerade im Westen untergeht und dem Aszendenten gegenüber liegt. Das achte Haus folgt auf dieses, das neunte steigt von der Himmelmitte ab, die vom zehnten Haus eingenommen wird. Auf dieses folgt das elfte, während das zwölfte unter dem Aszendenten steht. Damit die Planeten also ihre Macht entfalten können, müssen sie entweder auf den Kardinalpunkten im Osten oder Westen oder auf einer der Himmelsmitten stehen; am wichtigsten sind dabei aber die Positionen im Aszendenten und die im zehnten Haus auf der oberen Himmelsmitte, oder zumindest sollen sie in den Feldern stehen, die diesen Kardinalpunkten unmittelbar folgen. Manche glauben dagegen, dass die Sonne im neunten Haus, das von der Himmelmitte absteigt, und der Mond im ebenfalls absteigenden dritten Haus besonders gut stehen.
Von diesen Regeln wollen die Astrologen insbesondere zwei beachtet wissen, deren eine sich auf den Kranken, die andere auf den Arzt bezieht: Wenn das siebente Haus des Kranken wegen Saturns oder Mars Unglück bringt oder wenn sein Herrscher ungünstig ist, dann soll der Kranke den Arzt wechseln, wenn man Ptolemaeus glauben will. Außerdem befehlen sie, bei der Wahl des Arztes solche mit starkem Saturn oder Mars zu meiden und einen solchen zu wählen, dessen sechstes Haus bei seiner Geburt aufgrund eines Aspekts zur Sonne oder wegen Venus oder Merkur günstig ist. Wir sagen aber, dass ein Zeichen oder ein Planet wegen Saturns oder Mars ungünstig ist — sofern es sich nicht um sein eigenes Domizil oder um seine Exaltation handelt —, wenn Saturn oder Mars entweder in ihm stehen oder eine Opposition oder Quadrat mit ihm bilden.
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