In diesem Buch treffen die zwölf Archetypen als fantastische Zerrbilder aufeinander, und es geht ziemlich makaber zu.Eine Gruppe von zwölf verwitweten Frauen trifft sich regelmäßig zu den Todestagen der verstorbenen Männer. Die Witwen verkörpern die Ur-Energien in denkbar unerlöster Form. So begegnet der Leser in zwölf makabren Episoden auf vergnügliche Weise den Archetypen des Tierkreises.Astrologische Fachkenntnisse sind nicht erforderlich, denn wir alle tragen die Zwölfteilung in uns und können uns im Witwenkreis wie in einem Spiegelkabinett neu entdecken. Ebenso unterhaltsam, aber zweifellos bequemer ist es, im Verhalten der Witwen andere wiederzuerkennen: Freunde, Kollegen, Nachbarn, liebe Verwandte.
Birgit Schilling, geboren 1960, ist psychologische Astrologin. Die humoristische Auseinandersetzung mit dem Schattenbereich der menschlichen Psyche ist ihr Anliegen, da ohne ein liebevolles Betrachten der Dunkelseite kein spirituelles Wachstum möglich ist.
Bei dem Stichwort „König“ lächelt Gloria von Leuchtenburg mit einer Mischung aus Nachsicht und Überheblichkeit, etwa so, wie man über spielende Kinder lächelt. Sie selbst zählt zu ihren Verwandten (und vor allem zu ihren Vorfahren) mehrere wirkliche Könige. Wenngleich sie einer der großzügigsten Theater-Mäzene ist, kann sie doch das bloße Spiel dieser Darstellermenschlein nicht beeindrucken. – Eine ähnliche, allerdings weniger offensichtlich gezeigte Reaktion ist bei Donna Mortale zu beobachten, hier ausgelöst durch das Reizwort „Eifersucht“, von dem sie weiß, dass es mehr bedeutet als eine dramatische Geste und den Knall einer Pistole... abgrundtief mehr.
Cora, wie immer beseelt von ihrem unverwüstlichen Selbstbewusstsein, fährt unterdessen fort:„Keine Frage, dass ich die Rolle der Königin bzw. Mörderin spielte. Ich brauchte also nur die Patronen in der Pistole auszutauschen gegen scharfe Munition. Welch tragische Komponente: der Mann meines Herzens aufgrund des Irrtums irgendeines Inspizienten für immer aus dem Leben gerissen! Das Stück lief recht gut, und so konnte ich bis zur zwanzigsten Vorstellung warten, die restlos ausverkauft war: Es war im 2. Akt, unmittelbar im Anschluss an meinen furiosen Hauptmonolog, kurz nach der Entdeckung, dass der König mich betrügt...“ – plötzlich stellt Cora ihren Teller beiseite, erhebt sich und deklamiert:
„So nimm denn hin der Rache grausen Pfeil, auf dass der Tod von meiner Hand dich jetzt ereil’.
Stirb, Treuloser! Einst’ger Freund meines Herzens...“ – Zur allgemeinen Erleichterung setzt sich Cora wieder und kehrt zu ihrer Normalstimme zurück, den Reim auf „Herzens“ ewig schuldig bleibend:„Auftritt: Der König und sein Gefolge. Ich ergriff die Pistole und gab ihm die Kugel mitten ins Herz! Was für ein Showdown! Und ich muss sagen – ich will mir nicht schmeicheln – aber meine Improvisation unmittelbar anschließend an den Schuss, die war einmalig. Schade nur, dass die Bühnentechniker nach dem ‚Unfall’ so hastig den Vorhang herunterließen, noch bevor ich die Zeit hatte, richtig zur Hochform aufzulaufen. Das war bitter. Doch ich konnte das bei der Beerdigung nachholen. Meine Inszenierung ‚Trauernde Witwe’ war einzigartig. Beinah wäre ich tatsächlich ins Grab gefallen, weil der trottelige Statist – äh, ich wollte sagen: Pfarrer – auf meinen Schwächeanfall so spät erst reagierte, dass er mich um ein Haar nicht mehr hätte auffangen können. Also ein Personal haben die da; kein Wunder, dass alle Leute aus der Kirche austreten.“
Cora, wie immer beseelt von ihrem unverwüstlichen Selbstbewusstsein, fährt unterdessen fort:„Keine Frage, dass ich die Rolle der Königin bzw. Mörderin spielte. Ich brauchte also nur die Patronen in der Pistole auszutauschen gegen scharfe Munition. Welch tragische Komponente: der Mann meines Herzens aufgrund des Irrtums irgendeines Inspizienten für immer aus dem Leben gerissen! Das Stück lief recht gut, und so konnte ich bis zur zwanzigsten Vorstellung warten, die restlos ausverkauft war: Es war im 2. Akt, unmittelbar im Anschluss an meinen furiosen Hauptmonolog, kurz nach der Entdeckung, dass der König mich betrügt...“ – plötzlich stellt Cora ihren Teller beiseite, erhebt sich und deklamiert:
„So nimm denn hin der Rache grausen Pfeil, auf dass der Tod von meiner Hand dich jetzt ereil’.
Stirb, Treuloser! Einst’ger Freund meines Herzens...“ – Zur allgemeinen Erleichterung setzt sich Cora wieder und kehrt zu ihrer Normalstimme zurück, den Reim auf „Herzens“ ewig schuldig bleibend:„Auftritt: Der König und sein Gefolge. Ich ergriff die Pistole und gab ihm die Kugel mitten ins Herz! Was für ein Showdown! Und ich muss sagen – ich will mir nicht schmeicheln – aber meine Improvisation unmittelbar anschließend an den Schuss, die war einmalig. Schade nur, dass die Bühnentechniker nach dem ‚Unfall’ so hastig den Vorhang herunterließen, noch bevor ich die Zeit hatte, richtig zur Hochform aufzulaufen. Das war bitter. Doch ich konnte das bei der Beerdigung nachholen. Meine Inszenierung ‚Trauernde Witwe’ war einzigartig. Beinah wäre ich tatsächlich ins Grab gefallen, weil der trottelige Statist – äh, ich wollte sagen: Pfarrer – auf meinen Schwächeanfall so spät erst reagierte, dass er mich um ein Haar nicht mehr hätte auffangen können. Also ein Personal haben die da; kein Wunder, dass alle Leute aus der Kirche austreten.“
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