Jeder Mensch führt ein in zweifacher Weise astrologisch zu beschreibendes Leben. Wir gehören einerseits der Gattung Mensch an und entwickeln uns andererseits als ein Einzelwesen. Es sind also nicht nur die individuellen Merkmale des Horoskops, die uns prägen. Daneben verbirgt sich im Tierkreis ein achtfacher Entwicklungsweg, den jeder Mensch absolvieren muss, damit sich die Individualität sich überhaupt erst entfalten kann. Sie erfahren, wie sie die Entwicklungsstufen auf ihr Horoskop übertragen können.
Peter Schlapp (1938) promovierter Germanist und seit über 40 Jahren als Schauspieler, Regisseur und Intendant an verschiedenen Bühnen tätig. Darüber hinaus wirkte er in verschiedenen Fernsehproduktionen mit. Daneben seit vielen Jahren intensive Beschäftigung mit Astrologie. Er hält regelmäßig Vorträge und Seminare und leitet die Astrologische Gesellschaft in Frankfurt.
Der achtfache Weg
Im Gegensatz zu allen sonst üblichen astrologischen Analysen, die alleine die jeweiligen phänotypischen, also individuellen Merkmale eines Horoskops beschreiben, soll in diesem Buch das Modell eines davon unabhängigen genotypischen, also uns Menschen als Gattung betreffenden achtfachen Entwicklungsweges vorgestellt werden. Dieser genotypische Entwicklungsweg bildet die Grundlage für alle darauf aufbauenden individuellen Entfaltungen, die erst das besondere Wesen und die unverwechselbare Persönlichkeit eines Menschen ausmachen.
Um die Schlüssigkeit des vorgestellten Modells zu unterstützen und zu vertiefen, sollen zwei andere, übergeordnete Parameter - Die Symbolik der Zahlen - und - Die wiederkehrenden synodischen Sonne-Mond-Zyklen - herangezogen werden. Zunächst zur Symbolik der Zahlen. Seit Menschengedenken misst der Mensch den Zahlen über ihre rein rechnerische Bedeutung hinaus auch einen symbolischen Wert zu. In der Eins sehen wir beispielsweise alle denkbaren Einheiten, in der Zwei alle denkbaren Dualitäten verkörpert. Wir sprechen von Trinitäten - Vater, Sohn und heiliger Geist, Vater, Mutter und Kind -, wenn die Summe bestimmter Phänomene aus drei Einzelteilen besteht. Die Beispiele für diese in allen Kulturen lebendigen Analogien ließen sich vor allem im Hinblick auf zum Beispiel die Kabbala, als einer auf der symbolischen Bedeutung der Zahlen aufbauen Mystik nahezu endlos erweitern. In diesem Sinne soll die Symbolik der Zahlen zu einem ergänzenden Grundbaustein des vorgestellten Modells werden.
Im Zusammenhang der symbolischen Bedeutung der Zahlen stellt sich die Frage, warum gerade acht und nicht analog der Zahl der Tierkreiszeichen und Häuser zwölf oder analog der Zahl der klassischen Planeten sieben beziehungsweise heute zehn Entwicklungsschritte? Um nicht der ausführlichen Beantwortung dieser Frage bei der Analyse des fünften Entwicklungsschrittes und dem Thema Skorpion, Mars und achtes Hauses vorzugreifen, sei zunächst nur so viel gesagt: Die Acht ist eine Grenzzahl. In ihrer Symbolik, im Bild der Lemniskate, der liegenden Acht, wird deutlich, dass alle sich mit ihr verbindenden Entwicklungen entweder in einer Endlosschleife verharren oder in sich einen inneren Ruf wahrnehmen, den Kreislauf des ewig Gleichen zu sprengen und sich in eine andere, neue, geistige Dimension, astrologisch das Thema Schütze, Jupiter und neuntes Haus, hin zu entwickeln.
Am eindrücklichsten ist die besondere Bedeutung der Symbolik der Acht in einer Geschichte im Alten Testament (1.Mose 6,18) dokumentiert. Acht Menschen überlebten in der Arche Noah die Sintflut. Nach jüdisch-christlichem Verständnis beendete Gott in einem grandiosen Wandlungsakt vorläufig einen ersten Kreislauf seiner Schöpfung: Die vorsintflutliche Existenz des Menschen. Analog dazu haben im kosmischen Tierkreis im achten Zeichen Skorpion auch die Planeten Mars, Venus, Merkur als Herrscher über je zwei Zeichen ihren jeweils zweifachen Entwicklungsauftrag erfüllt und einen ersten Entwicklungszyklus des Menschen vorläufig abgeschlossen. Vorläufig in dem Sinne, dass nun einerseits alle irdischen, physisch-mentalen-emotionalen Grundsteine gelegt wurden. Andererseits wird ihm, damit er nicht in einer Endlosschleife seiner Entwicklung stecken bleibt, in einem weiteren Entwicklungsschritt in den Schützen und ins neunte Haus ein erster Schritt in die von Jupiter beherrschte geistige Welt eröffnet.
Zum Vergleich zwischen dem Sintflutgeschehen und dem kosmischen Tierkreis bedarf es jedoch auch noch einer kritischen Anmerkung. Wenn die alttestamentliche Geschichte nahe legt, dass Gott mit der Sintflut einem vorsintflutlichen, „sündigen“ Leben der Menschen ein dramatisches Ende setzte und den Menschen eine neue, nachsintflutliche, „geläuterte“ Existenz schenkte, so trifft diese Bewertung auf die hier thematisierten astrologisch-kosmischen Entwicklungsschritte in keiner Weise zu. Im Vergleich zu dieser alttestamentlichen Überlieferung unterliegt die Astrologie, was die Bedeutung der einzelnen Zeichen und Planeten betrifft, keinerlei moralischer oder ethischer Wertungen. Sowohl die Zeichen als auch die Planeten sind in ihrem symbolischen Grundausdruck wertfrei. Ob ihre Konstellationen in einem Horoskop zu erlösten oder unerlösten Handlungen und Entscheidungen bei einem Menschen führen und erst dann einer Wertung unterliegen, ist alleine in die Verantwortung eines jeden Menschen gestellt.
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