Sternbilder sind Erfindungen der Phantasie, sind Ausdruck des Wunsches, das scheinbare Chaos am Nachthimmel in eine sinnvolle Ordnung zu bringen. Der Autor beschreibt in alphabetischer Reihenfolge die 88 von der International Astronomical Union anerkannten Sternbilder (und einige weitere) und berichtet, wann sie aktenkundig wurden und welche (der meist griechischen) Sagen mit ihrer Entstehung verknüpft sind. Eine Besonderheit des Buches sind die zahlreichen Abbildungen aus Himmelsatlanten des 17. und 18.Jahhunderts. - Ein unterhaltsames Buch mit einer Fülle von historischen Fakten, kurzweiligen Anekdoten und exakten Sachinformationen.
VorwortDas Geschichtenerzählen ist eine der fesselndsten menschlichen Künste, und ich wüßte nichts, was die Phantasie eines Geschichtenerzählers mehr inspirieren könnte als der nächtliche Sternenhimmel. Den Anstoß zu diesem Buch gab eine Reihe von Sternführern, die ich zusammen mit dem hervorragenden niederländischen Himmelskartographen WIL TIRION verfaßte. Bei der Beschreibung der einzelnen Sternbilder fragte ich mich, wie sie wohl entstanden sein mochten, und ich bewunderte den Genius der alten Völker, die sie in ihren großartigen Mythologien personifiziert hatten. In den Astronomiebüchern fand ich keine befriedigenden Antworten; entweder enthielten sie überhaupt keine mythologischen Hinweise, oder sie gaben Erzählungen wieder, die, wie ich später entdeckte, nicht mit den griechischen Originalen übereinstimmten. Ich beschloß daher, selbst ein Buch über die Mythologie der Sternbilder zu schreiben - ein wirklich faszinierendes Unterfangen, wie sich bald herausstellte.Mir ging es darum zu zeigen, wie die griechische und römische Literatur unsere heutige Wahrnehmung der Sternbilder geprägt hat, denn überraschenderweise sind die Konstellationen, wie sie die Wissenschaft unseres 20. Jahrhunderts benutzt, im wesentlichen noch dieselben wie schon im alten Griechenland - von einigen modernen Hinzufügungen abgesehen. Zu diesem Zweck habe ich, wo immer möglich, die griechischen und lateinischen Originalquellen herangezogen; Literaturhinweise finden sich am Ende dieses Buches. Ich habe zwar versucht, die Hauptvarianten eines jeden Mythos wiederzugeben und möglichst auch den jeweiligen Verfasser zu nennen, doch muß man sich darüber im klaren sein, daß es so etwas wie die "richtige" Version eines Mythos nicht gibt. Bei manchen Geschichten gibt es fast ebenso viele Versionen wie Verfasser.Ich möchte auch deutlich sagen, was der Leser in diesem Buch nicht finden wird: Ich habe nicht versucht, die griechischen und römischen Sternbilder mit den Konstellationen zu vergleichen, die sich andere Kulturen wie etwa die Ägypter, die Inder oder Chinesen vorgestellt haben. Wie faszinierend diese Unterschiede auch sind, so hätte mich dies doch zu weit von meiner eigentlichen Aufgabe weggeführt. Außerdem habe ich es vermieden, mich auf das glatte Parkett der Spekulationen darüber zu begeben, wie die Sternbilder entstanden sein mögen, denn dies ist Aufgabe des Historikers; zudem werden wir wohl nie in der Lage sein, anhand der uns überlieferten bruchstückhaften Informationen überzeugende Antworten zu geben.Da für die alten Astronomen jedes Sternbild eine mythologische Gestalt oder ein Tier und nicht bloß ein Himmelsbereich war, wie ihn die heutigen Beobachtungsastronomen definieren, bot es sich an, jede Konstellation mit einer Darstellung aus einem alten Sternatlas zu illustrieren. Diese Sternkarten sind Kunstwerke eigenen Ranges und gehören zu den reizvollsten Schätzen, die uns die Astronomen der Vergangenheit hinterlassen haben. Die Sternbilder bringen uns auf sehr konkrete Art mit den ältesten Kulturen in Verbindung. Es ist ein Erbe, das wir uns jede Nacht in Erinnerung rufen können, wenn wir zum Sternenhimmel aufblicken.Ich bin vielen Menschen für ihre Hilfe bei der Abfassung dieses Buches zu Dank verpflichtet. Das Fachwissen von David Dewhirst von der University of Cambridge war bei der Klärung mancher unsicherer Hinweise in der Literatur von unschätzbarem Wert. Weiterhin kam mir bei meinen Recherchen das stets hilfsbereite Interesse von Janet Dudley und John Hutchins von der Bibliothek des Royal Greenwich Observatory sowie von Peter Hingley an der Bibliothek der Royal Astronomical Society zugute. Besonderen Dank schulde ich David Calvert am Royal Greenwich Observatory, der die Illustrationen zu den Sternbildern zur Verfügung stellte; es handelt sich um Photographien aus den Sternatlanten von Bode und Flamsted, die in der Bibliothek des Observatoriums aufbewahrt werden. Dankbar anerkenne ich auch die Unterstützung von George und Lena Bekerman bei Übersetzungen aus dem Französischen. Wil Tirion verdanke ich sehr wertvolle Informationen über die holländischen Sternbildschöpfer Keyser und de Houtman . John Ebdon, der Direktor des Londoner Planetariums, der ein ebenso begeisterter Gräcophile wie Astronom ist, las freundlicherweise mein Manuskript und regte einige Verbesserungen an. Es ist mir auch ein Vergnügen, der griechischen Künstlerin Lilika Papanicolaou für die Erlaubnis zur Wiedergabe des Frontispizes meinen Dank auszusprechen.
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