Die inneren Planeten Merkur, Venus und Mars bilden, neben Sonne und Mond, die individuelle Persönlichkeitsstruktur eines Menschen im Horoskop ab - seine persönlichen Eigenarten, Vorlieben und Widerstände, Problemfelder und besondere Talente. Sie lassen den Menschen die eigene Persönlichkeit erkennen und ebnen damit den Weg für Beziehungen und Kommunikation mit anderen, aber auch für die Arbeit an den eigenen Fehlern und Schwächen.
Auf der Grundlage von Psychologie und Mythologie wird die Bedeutung der inneren Planeten erläutert. Die Erkenntnisse bleiben keineswegs theoretisch, sondern werden an vielen Beispielhoroskopen belegt.
Liz Greene (1947) ist promovierte Psychologin und Jungsche Analytikerin. Sie arbeitet seit vielen Jahren als Astrologin und gibt Seminare in ganz Europa. Beim Astrodienst Zürich wirkte sie an der Entwicklung von mehreren Textanalysen mit. In London gründete sie zusammen mit Sasportas das Center for Psychological Astrology, das sie heute leitet. Neben zahlreichen Fachartikeln hat sie 22 Bücher geschrieben, die in viele Sprachen übersetzt wurden. |
Howard Sasportas (1948) Studium der Humanistischen Psychologie. Er kam 1973 nach London wo er Ausbildungen in Astrologie und Psychosynthese absolvierte. 1983 gründete er gemeinsam mit Liz Greene das Centre for Psychological Astrology, das er bis zu seinem Tod leitete. Nach längerer Krankheit verstarb er im Jahr 1992. |
Merkur, Venus und Mars
Die inneren oder persönlichen Planeten – Merkur, Venus und Mars – werden von vielen Studierenden und Praktizierenden der Astrologie als von Natur aus irgendwie oberflächlich oder »leichtgewichtig« betrachtet. Sie mögen vielleicht weniger mächtig als ihre größeren Gefährten erscheinen; oft werden sie mit wenigen einfachen Sätzen, wie »der aggressive Drang« oder »der Drang nach Beziehungen« abgetan, und sie sind anscheinend für die innere Entwicklung nicht so bedeutend wie zum Beispiel Saturn oder Pluto. Letztlich sind sie so persönlich und nicht mit so ernsten Themen wie unbewussten Komplexen, Individuation und spiritueller Entwicklung befasst. Es mag sogar scheinen, dass sie in einer tiefenpsychologischen Geburtshoroskop-Analyse nicht wirklich wichtig sind, außer im Hinblick einer Befriedigung des Selbst – was, wie uns ständig von unseren weiterentwickelten Kollegen gesagt wird, ein überaus selbstsüchtiges Motiv ist.
Dies ist eine sehr sonderbare Ansicht in bezug auf das, was wichtig ist, doch Menschen in helfenden Berufen, zum Beispiel in der psychologischen Astrologie, sind manchmal geneigt, diese Ansicht gedankenlos zu übernehmen. Wenn ein menschliches Bedürfnis zu persönlich ist, sich zu sehr um subjektive Freuden und Glück kümmert, dann kann es in diesem heraufdämmernden Wassermannzeitalter kosmisch nicht von Bedeutung sein. Persönliche Erfüllung, besonders wenn sie bedeutet, dass man anderen nicht immer den »Vortritt« lassen will, mag mit dem, was viele von uns für den höheren oder tieferen Zweck unseres Lebens halten, nicht im Einklang sein. Äußerungen wie die von Erich Fromm am Anfang dieser Einführung werden hauptsächlich so verstanden, dass man sie auf den Kern der Identität und des Lebenszwecks bezieht, nicht auf persönlichen Geschmack und Bedürfnisse. Doch darin besteht ein großes Missverständnis in bezug auf den Wert des ganzen Individuums.
Die drei inneren Planeten und die durch und durch menschlichen Motivationen, die sie symbolisieren, sind nicht weniger wichtig als die anderen, gewichtigeren Bewohner des Sonnensystems. Letztlich ist es die individuelle Persönlichkeit in ihrer Gesamtheit – nicht einfach nur die signifikanten Einzelteile –, die für die tieferen, universellen Kräfte, die im Leben und in uns selbst zum Tragen 1 kommen, als Mittler tätig sein muss. Die schöpferischen und zerstörerischen Potentiale der größeren kollektiven Energien müssen durch den Brennpunkt des gewöhnlichen alten Du und Ich hindurchtreten, wenn man mit ihnen einigermaßen intelligent auswählend umgehen will. Die allgemeine bunte Mischung des kleinen Selbst bildet das Gefäß, das die archaischen oder dämonischen Elemente enthält – oder das von jenen Elementen überwältigt wird. Und die Stärke und Authentizität dieses kleinen Selbst, dessen wesentliche Eigenschaften im Geburtshoroskop am bündigsten von Sonne, Mond und Aszendenten beschrieben werden, kann nur in der soliden Basis wurzeln, zu wissen, was uns guttut, uns glücklich macht und uns an einem beliebigen Samstagnachmittag in Frieden mit uns selbst kommen lässt.
Das Gefühl des Unglücklichseins oder des »Verkehrtseins«, mit dem so viele Klienten in die astrologische Beratung kommen, ist ii nicht immer ein Spiegelbild von tiefgreifenden Störungen im psychischen Familienerbe, noch Ausdruck globaler Planetenkonstellationen, wie etwa eine Uranus/Neptun-Konjunktion, die momentan unsere kollektiven politischen und wirtschaftlichen Strukturen verwüstet. Was uns unglücklich macht, mag manchmal oder sogar hauptsächlich ungenügende Wertschätzung und mangelnde Zeit widerspiegeln, die jenen scheinbar unwichtigen aufbauenden Bereichen persönlicher Wirklichkeit, die die drei inneren Planeten symbolisieren, gewidmet wird. Wir wurden nicht immer dazu erzogen, unsere gewöhnlichen Gefühle, Wünsche und Wahrnehmungen zu respektieren. Wir bekommen dann oft »Eigenliebe« vorgeworfen, wenn wir versuchen, solche persönlichen Grenzen im Angesicht der Bedürfnisse anderer zu errichten. Dies spiegelt zum Teil ein größeres Dilemma wider, da wir gerade dabei sind, 2000 Jahre hinter uns zu lassen, die im Zeichen der Fische gestanden haben, ein Zeichen, das Richard Idemon »universell« genannt hat, und wir treten nun in ein 2000 Jahre währendes, ebenso universelles Zeitalter ein – ins Zeichen des Wassermanns.
Diese zwei Zeichen, die letzten des Zodiaks, sind innerlich mehr mit der Gruppe befasst als mit dem Glücklichsein und der persönlichen Entfaltung des einzelnen Individuums. Tatsächlich kann das Wertesystem, das diese beiden Zeichen auf ihre verschiedene Art und Weise verkörpern, manchmal jeglicher Bemühung um individuellen Ausdruck geradezu entgegengerichtet sein. Innerhalb der helfenden Berufe mag dieses Dilemma besonders eindringlich zum Ausdruck kommen. Während sich diese Berufe naturgemäß mit dem Wachstum, der Heilung und Linderung von Leiden des einzelnen befassen, werden viele der eher gewöhnlichen Aspekte des Lebens – besonders jene, die von den inneren Planeten widergespiegelt werden – im Angesicht der scheinbar bedeutenderen Probleme notgedrungen ignoriert. Man zahlt die Rechnungen des Analytikers nicht in erster Linie, um die feineren Abstimmungen der eigenen Garderobe und der passenden Frisur zu diskutieren.
Wir werden auch dazu erzogen, zuerst an die Gesellschaft zu denken. Im Prinzip spiegelt das einen positiven, zivilisierenden Instinkt wider, der das menschliche Leben weitaus sicherer, glücklicher und produktiver gestaltet. In der Praxis kippt dieses Diktum im Gefolge von zuviel Starrheit manchmal in die falsche Richtung um. Wir müssen uns der größeren Welt, in der wir leben, angleichen und anpassen; wir müssen uns gegenüber der Familieneinheit als Eckpunkt gesellschaftlichen Zusammenhalts loyal erweisen; wir müssen uns um unsere Kinder kümmern, um unsere alternden Eltern, um unsere Partner, um das hungernde Äthiopien und um die Unterdrückten in Südafrika. Wir müssen bei unseren Bestrebungen bescheiden sein, in bezug auf unsere materiellen Wünsche zurückhaltend, im Ausdruck unserer Liebe aufopfernd, und zu allen Zeiten müssen wir uns »politisch anständig« verhalten.
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