Wer die Venus zum Leitstern wählt, tanzt aus der Reihe. Der Zyklus der Sonne/Venus-Konjunktionen bringt durch seine jeweiligen Zeitqualitäten Prozesse in Gang, die auf dem Hintergrund einer frauenbezogenen Deutung der Planeten und Symbole überraschende Wege zu neuen spirituellen und geistigen Erfahrungen öffnen. Symbole schaffen gesellschaftliche, kulturelle und soziale Wirklichkeit.
Ein Traum brachte vor 16 Jahren die Autorin Anne Margreth Schoch-Hofmann auf die Fährte astro-archäologischer Spuren einer matriarchalen Deutung des Tierkreises. Dabei steht die Mutter im Zentrum. Sie gibt ihren Töchtern spirituelles Wissen und die materiellen Grundlagen weiter.
Astronomisch-astrologisch gesehen, steht DIE SONNE im Zentrum, auf der inneren Bahn umkreist von Merkur, Venus und der Erde mit ihrem Mond, auf der äusseren Bahn von Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto. DIE VENUS in ihren zwei Erscheinungsformen als Morgen- und Abendstern steht für die Töchter. Archäologische Funde belegen diese Sicht ebenso wie der matrizentrische Blick auf alte Bilder und Symbole.
Anne Margreth Schoch-Hofmann (1939) Diplompsychologin, Spezialausbildung in Körperpsychotherapie nach Gerda Boyesen. Seit 1984 Einzel- und Gruppenarbeit in eigener Praxis "
In einer frauenbezogenen Kosmologie
widerspiegelt die symbolische Zuordnung der Planeten die matrizentrale Gesellschaftsordnung. Sonne, Merkur, Venus, Erde und Mond kreisen, von der Erde aus betrachtet, auf der inneren Bahn um die Sonne, während Mars, Jupiter, Saturn (sowie die später entdeckten Uranus, Neptun und Pluto) auf der äusseren Bahn die Sonne und die inneren Planeten umkreisen. Im weitesten Sinne könnte man die innere als «esoterische» und die äussere als «exoterische» Bahn bezeichnen. Auf eine matrizentrische Gesellschaftsordnung bezogen, kann der Bereich von der Sonne bis zur Erde als «Schloss, Haus und Hof» der Frauen gesehen werden; sie sind die Verwalterinnen und im Besitz der «Schlüssel». Im äusseren Bereich bewegen sich die der Sippe zugehörigen Männer; dort gehen sie ihrer Arbeit nach; sie hüten Herden (Banksafes), Jagen (ihrem Business nach) oder treiben Handel mit entfernteren Plätzen. Noch heute haben in überlebenden indigenen Bevölkerungen in Südchina nur die Frauen im Haus einen eigenen Raum; auch in der Stadt Juchitàn (Mexico) sind die Häuser im Besitz der Frauen. Bei den Mosuò in Südchina sind in der kalten Jahreszeit die beheizten Räume, meistens die Küche, den älteren Menschen, Männern und Frauen, zum Schlafen vorbehalten. Die Alte Frau übernimmt das Amt der «Hüterin des Feuers».
Auch in unserer heutigen gesellschaftlichen Situation sehen wir, dass Frauen sich noch immer mehrheitlich im inneren Raum aufhalten und Männer im äusseren. Während diese Einteilung allerdings vormals Eigenständigkeit bedeutete, macht sie Frauen in unserer modernen Zeit oft genug finanziell, emotionell, körperlich und geistig abhängig von Männern. Sich im Aussenraum zu bewegen, bedeutet bei uns einen Zuwachs an finanzieller und politischer Macht. Für Frauen bedeutet diese Aufteilung (noch immer) eine Benachteiligung. Es mutet archaisch an, zu sehen, wie oft sich in unserer modernen Gesellschaft die innerfamiliäre Ordnung (die Frau gehört ins Haus) immer noch an matrizentrischen Strukturen orientiert, wobei die Rechte der Frauen damit nicht wie früher gestärkt, sondern geschwächt werden. An der frühen matrizentrischen Gesellschaftsordnung lässt sich teilweise ablesen, was weibliche Sonnenkraft einmal bedeutet haben könnte. Heutige Frauen sollten sich herausgefordert fühlen, die solare Kraft als ihre eigene weibliche zu integrieren.
Sonne
Sie ist die übergeordnete zentrale Gestalt; sie entspricht auf die matrizentrische Gesellschaft bezogen der Sippenmutter/Fürstin/Königin. Sie ist aber auch A-matera-su, die nicht-materielle Ahnin; sie wird Grainné, Sauel, Sul, Su und Ra genannt; sie ist auch das «Schloss» oder das goldene Tor zum Selbst.
Merkur
Das Zeichen für Merkur wird in der traditionellen Symbolik als hermaphroditisch bezeichnet, was durch das astrologische Zeichen, das aus dem Zeichen für Venus und einer Mondschale zusammengesetzt ist, offenbar bestätigt wird.
Ich schlage ich vor, Merkur als Seelenführerin und Tochter der Venus und des Mondes zu betrachten. Mythologisch könnte sie so Kore, der Tochter der Demeter, entsprechen und wäre als Morgenmerkur dem Tierkreiszeichen Zwillinge zugeordnet. Persephone hingegen entspräche der von Pluto geraubten Jungfrau und dem Abendmerkur, der dem Tierkreiszeichen Jungfrau zugeordnet ist. Die Gestalt der Persephone begleitet uns in die Unterwelt und zu Erfahrungen von Bindung, Sexualität und Leidenschaft, wie auch zu Erfahrungen seelischer und körperlicher Abhängigkeit. Kore hingegen führt uns ins Licht und zu vermehrter Bewusstheit und Unabhängigkeit. Aus dieser Sicht entspricht Merkur auch Sophia, der Weisheit, oder den Seherinnen oder auch ruach, dem weiblichen Geist, der schon immer war und sein wird. Ihnen zugeordnet sind Seelentiere wie Eule, Krähe, Taube oder Falke.
Auf einer anderen Ebene entsprechen sie auch einfach «den Kindern», die noch nicht nach Geschlecht unterschieden sind. Auch Knaben trugen bis zum Schulalter - selbst noch in unserer Zeit - ein «Röckli».
Venus
Beide Erscheinungen der Venus - Morgenstern und Abendstern - bezeichne ich als Töchter der Sonne. Als Morgenvenus im Horoskop einer Frau zeigt sie sich mehr in ihrer weiblichen Yangkraft, als Abendvenus mehr mit ihrer Yinkraft.
Als Morgenstern ist sie dem Tierkreiszeichen Waage zuzuordnen; sie ist die ältere Tochter, die Priesterin; auch die Wiedergeborene, die Amazone, die Kriegerin, Ereskigal, Schwarze Madonna.
Als Abendstern ist sie dem Tierkreiszeichen Stier zugeordnet. Meiner Auffassung nach entspräche sie der Heiligen Maria, obwohl diese in Litaneien als Morgenstern angerufen wird. Aus matrilinearer Sicht ist sie die Profane (im Gegensatz zur Heiligen) oder die Hetäre, die dem Mann zugewandte Frau. Als jüngere Tochter wird sie zur Trägerin der matrilinearen Erbfolge. Als irdische Frau wird sie auch der Erde zugeordnet und damit identisch mit der Mitte. (vgl. Die Mitte des gleichschenkligen Kreuzes). Betrachtet man den wirklichen, in Nebel eingehüllten Planeten Venus (Phanes = die Erscheinung), ist sie auch «Isis mit den sieben Schleiern» oder die Schlangentänzerin.
Mond
Der Mond hat viele Gesichter. Sein monatliches Werden und Vergehen hat menschliche Beobachter schon immer fasziniert. Als Leermond, wenn er sich im inneren Raum zwischen Erde und Venus bewegt, befindet er sich in Konjunktion mit der Sonne, im Schloss oder Haus seiner Mutter. Inzwischen gehe ich davon aus, dass das Mysterium des Leermondes einer Verbindung des Weiblichen mit dem noch Ungeborenen entspricht. Als zunehmender Mond begleitet er die Sonne/Venuskonjunktion beim Wechsel zur Abendvenus und als abnehmender Mond denjenigen zur Morgenvenus.
Aus matrizentrischer Sicht ordne ich den sichtbaren Mond dem Sohn zu. Diese Interpretation stösst am stärksten auf Widerstand. Oft wird eingewendet, der Mond bestimme die Menstruation und müsste deshalb dem Weiblichen zugeordnet werden. Dem halte ich entgegen, dass der Mond das Fliessen des Blutes beeinflusst; er symbolisiert nicht das Blut selbst. Er beeinflusst das Fliessen des Blutes, so wie er Ebbe und Flut mitbestimmt oder möglicherweise Einfluss hat auf den Lymphfluss. Die Menses selber wird durch die Zyklen von Venus und Mond mitbestimmt, worauf auch das Wort Venen für Blutgefässe hinweist. Was häufig übersehen wird oder auch überhaupt nicht mehr beachtet, ist die Tatsache, dass Venus und Mond einen gemeinsamen Zyklus von 30 Tagen haben. Meines Erachtens könnte es dieser gemeinsame Zyklus sein, der den Zeitpunkt von Menses und/oder Eisprung auslöst.
Dem Mond zugeordnet sind die «geweihten Tiere» wie Hirsch, Widder, Elefant, Stier, Steinbock (also Tiere mit Geweih oder Hörnern). Er ist auch Sohn der Erde, von der Erde «ausgeschwitzt» wie es in der Akasha-Chronik der Antroposophen heisst. Im erweiterten Sinn, das heisst als «viele Söhne» bedeutet der Mond deshalb auch «das Volk». Sodann ist er auch Geliebter oder Bräutigam der Venus und ihr geweiht. Ihm zu Ehren trägt sie die Hörner als Schmuck. So bezeichnet beispielsweise auch Vicki Noble in «Shakti. Die heilende Energie der Frau» (S. 242) den Mond als erdverbundene, männliche Energie und vergleicht ihn mit Shiva. Aus der Sicht religiöser Symbolik ist er Jesus, der Sohn von Maria. Nonnen werden noch heute «Bräute Christi» genannt und würden als solche die Venus repräsentieren; je nach Orden weiss oder schwarz gekleidet. In allgemeinerer Sichtweise entspricht der Mond «dem Kind».
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