Bill Darlison ist Pfarrer der Unitarischen Kirche von Dublin. Er ist Autor mehrere Bücher und hat Predigten zu den Tierkreiszeichen veröffentlicht.
Der Tierkreis in der Bibel
Gegenwärtig wird der Tierkreis eher unglücklich mit Perlenvorhängen, Kristallkugeln und Zeitungshoroskopen assoziiert, dabei wohnt ihm im Grunde nichts Magisches inne. Er ist als acht bis neun Grad breite Zone am Himmel entlang der Ekliptik definiert, also entlang des scheinbaren jährlichen Sonnenlaufs um die Erde. Die Sternzeichen des Tierkreises sind diejenigen Sternbilder, vor deren Hintergrund sich die Sonne bewegt. Steht sie beispielsweise »im« Widder, heißt das, die Sterne des Sternzeichens Widder befinden sich von der Erde aus gesehen gerade hinter der Sonne.
Im Hebräischen hieß der Tierkreis mazzälöt, was »getrennt«, »geteilt« bedeutet; der Singular mazzäl bezeichnet ein einzelnes Sternzeichen. Kapitel 9 des Buches Hiob erwähnt »den Großen Bären, Orion und das Siebengestirn und die Kammern des Südens« (Vers 9). Der Große Bär, hebräisch Arish, ist das Sternbild, zu dem auch der Große Wagen gehört, Orion ist ein auffälliges Sternbild außerhalb des Tierkreises, und die Plejaden sind ein prachtvoller Sternhaufen im Stier. Eine spätere Stelle bei Hiob lautet:
»Knöpfst du die Bänder des Siebengestirns, oder löst du die Fesseln des Orion? Kannst du die Tierkreisbilder hervortreten lassen zu ihrer Zeit und den Großen Bären leiten samt seinen Jungen? Hast du die Ordnungen des Himmels erkannt, oder bestimmst du seine Herrschaft auf der Erde?« (Hi 38,31-33)Obwohl der Ausdruck »Ordnungen des Himmels« (Hi 38,33) einen »paranatürlichen« Gebrauch des Wortes »Himmel« widerzuspiegeln scheint, wie ihn Dobin definiert, können wir aus dieser Stelle nicht ableiten, dass der Verfasser des Buches Hiob die Astrologie billigt. Allerdings wird weder an dieser noch an ähnlichen Stellen in der Bibel der Tierkreis als solcher verdammt. Seiss schreibt:
»Das Wunder besteht darin, dass die jüdischen Propheten [den Tierkreis] nicht ein einziges Mal angreifen oder sich gegen ihn aussprechen, selbst wenn sie voller Botschaften des Zornes und der Strafen Gottes gegen Heidentum und Götzenanbetung sind. Wäre dieses System nichts als ein Auswuchs wilder Phantasievorstellungen der Menschen aus den, wie man damals dachte, falschen Religionen, die überall in der Welt vorherrschten, dann wäre es eigentlich unmöglich zu erklären, warum es nicht vorrangiges Opfer der prophetischen Verfluchung wurde.« (Seiss, 178)
Auch der Autor des apokryphen Buches Henoch (vermutlich aus dem 2. Jahrhundert v. Chr.) ist zutiefst überzeugt vom göttlichen Ursprung des Tierkreises:
»Als ich sie sah (die zwölf Sternbilder), segnete ich; jedes Mal, wenn sie erschienen, segnete ich den ruhmvollen Herrn, der diese großartigen und herrlichen Zeichen gemacht hat, auf dass sie die Herrlichkeit seiner Werke den Engeln und den Seelen der Menschen zeigen; und damit diese alle seine Werke und Taten rühmen, die Wirkungen seiner Macht erkennen, das großartige Werk seiner Hände rühmen und ihn segnen für alle Zeit.« (Henoch 35,3. Zit. n. Prophet, 135.)
Archäologen haben in den Böden antiker Synagogen Tierkreise gefunden, die eindeutig die traditionellen astrologischen Piktogramme abbilden. Das Hauptbild des in der Beth-Alpha-Synagoge entdeckten Tierkreises ist eine Darstellung der Sonne in ihrem Wagen auf der Reise um den Sternenkreis.
Die jährliche Reise der Sonne durch den Zodiak ist ein natürliches Symbol für alle Reisen und inbesondere für die Lebensreise des Menschen. Der Sonnenmythos des Helden, der auszieht, um eine Reihe von (gewöhnlich zwölf) Abenteuern zu bestehen und dann im Triumph heimzukehren, folgt dem Modell des Sonnenzyklus. Gilgamesch ist ebenso ein Sonnenheld wie Herakles oder Theseus. Verwandte Vorstellungen finden sich in der Artussage, wo der König in der Mitte einer Tafelrunde sitzt, umgeben von zwölf Rittern.
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