Der Industiellenerbe Gunter Sachs wurde in den 60er und 70er Jahren vor allem als Lebemann und Playboy in den Medien populär. Doch das war nur ein Seite seines Lebens. Er studierte Mathematik und Wirtschaft, baute eine internationale Kette von Modebotiquen auf. Er begann schon in jungen Jahren, zeitgenössische Kunst zu sammeln und machte sich einen Namen als Fotograf, die in 40 Ausstellungen gezeigt wurden.
In seinem späteren Leben befasste er sich eingehender mit Astrologie. In einer groß angelegten statistischen Analyse wollte er die Evidenz des astrologischen Wissens belegen. Das Buch stand 21 Wochen auf der SPIEGEL Bestenliste, ernte teilweise aber auch methodische Kritik.
Nun erscheint sein „astrologisches Vermächtnis“. Darin wird deutlich, wie ernst er die Astrologie nahm. Zeit seines Lebens suchte er nach den Geheimnissen die dem menschlichen Schicksal und seiner Bestimmung zugrunde liegen. Die Astrologie bot ihm überzeugende Antworten. Sehr viel intensiver als bislang der Öffentlichkeit bekannt, befasste er sich auch als Mensch mit Astrologie. Es zog sie bei wichtigen Weichenstellungen, bei der Wahl seiner Mitarbeiter oder im privaten Bereich hinzu. Dieses Buch schildert seine aufschlussreiche Spurensuche. Astrologie - so sein Fazit - funktioniert und hilft, die Höhen und Tiefen, die Freuden und Enttäuschungen des Lebens besser zu verstehen.
Wissenschaft versus Spekulation — Gunter Sachs untersucht die Astrologie
Schon allein mit seinem Plan, den Wahrheitsgehalt der Astrologie statistisch zu untersuchen, stieß Gunter Sachs so manchen Zeitgenossen vor den Kopf. Waren diese beiden Sphären überhaupt kompatibel? Blieben die astrologischen Behauptungen nicht zu diffus für analytische Verfahren? Und war die Astrologie nicht viel zu trivial für akademische Weihen? Über solche Bedenken setzte er sich nonchalant hinweg. Zu Recht, wie ihm Kary Mullis in vielen Gesprächen bestätigte. Prinzipiell gibt es keinen Gegenstand, der von vornherein untauglich für wissenschaftliche Untersuchungsmethoden wäre. Allenfalls gibt es Bereiche, die nach allgemeiner Meinung einer Erforschung nicht würdig sind – oder deren Erforschung man sogar für unschicklich hält.
Solche Eingrenzungen sind jedoch vollkommen willkürlich, weil sie allein vom Weltbild der jeweiligen Epoche abhängen. Noch zu Leonardo da Vincis Zeiten gehörte die menschliche Anatomie zu den Tabus. Der geniale Künstler und Universalgelehrte musste sich für seine Studien des Knochenbaus und der Muskulatur die Leichen heimlich besorgen, die er dann bei Kerzenschein sezierte. Auch die menschliche Sexualität war bis vor gut hundert Jahren noch eine Tabuzone der Wissenschaften.
Heute gelten diese Forschungsgebiete längst nicht mehr als illegitim. Es waren auch nicht akademische Regeln, die ihre Untersuchung verhinderten, sondern es ist der Zeitgeist, der bestimmt, was Gegenstand der Wissenschaft sein darf.Gunter Sachs befand dazu: »Sicher ist es interessant zu wissen, welche afrikanischen Mückenspezies sich untereinander paaren. Danach wird in Urwäldern und Katarakten gesucht. Zu Recht – aber lassen Sie uns dann bitte auch der Astrologie auf den Grund gehen.«
Mit den Sternzeichen, der einfachsten Basis der Astrologie, begann er seine Forschungsreise und stellte die Frage, ob uns das nackte Geburtsdatum etwas über unsere Eigenschaften sagen kann. Und lässt sich die eine oder andere Annahme statistisch belegen?
Diesen Test musste die Astrologie bestehen, wenn sie anerkannt werden wollte. Nur eine Hypothese, die durch Experimente bestätigt oder widerlegt werden kann, ist wissenschaftlich fundiert zu nennen. Das gilt für die Astrologie genauso wie für die Chemie oder die Physik.
Gemessen an der Komplexität astrologischen Wissens, sind die Sternzeichen eine recht einfache Kategorisierung. Für eine statistische Erfassung weiterer Kriterien fehlt jedoch häufig das Datenmaterial. Um etwa den Aszendenten errechnen zu können, braucht man die minutengenaue Uhrzeit und den Ort der Geburt – nicht immer wird die Uhrzeit allerdings exakt erfasst. Welche Mutter schaut, erschöpft vom Gebären und glücklich, den Nachwuchs in den Armen zu halten, als Erstes auf die Uhr?
Da mathematische Exaktheit oberstes Gebot war, beschränkte sich Gunter Sachs in der ersten Forschungsphase auf die Tierkreiszeichen, die sich anhand des Geburtsdatums zweifelsfrei errechnen ließen. Schon dieses vergleichsweise grobe Raster zeitigte signifikante Ergebnisse – einschließlich typischer Konsumgewohnheiten, wie Elisabeth Noelle-Neumann in ihrer ergänzenden Studie für die »Akte Astrologie« ermittelte.
Solche Ergebnisse mag man als Kuriosum zur Kenntnis nehmen. Sie waren jedoch Glieder einer Indizienkette, die besagt, dass eine Reihe spezifischer Gewohnheiten und Vorlie¬ben mit den Sternzeichen zusammenhängen.
Das wissenschaftliche Vorgehen fußt auf klaren Regeln. Zunächst braucht man eine Hypothese, und in diesem Falle lautete sie: »Alles Zufall« oder »es besteht kein Zusammenhang zwischen einer astrologischen Charakterisierung und einem soziodemografischen Merkmal.« Diese Hypothese ist zunächst allgemein gehalten, oder mit dem Terminus technicus ausgedrückt – ungerichtet. Es interessierte erst einmal nur vordergründig, ob der Stier häufiger Unfälle baute als der Löwe.
Natürlich wird es viele Leute sogar lebhaft interessieren, dass Stier-Geborene wesentlich häufiger Blechschäden verursachen und Löwe-Geborene sehr viel seltener. Im Rahmen des Astrologie-Projekts hatte jedoch zunächst eine andere Schlussfolgerung Vorrang: dass – anders als erwartet – überhaupt ein rechnerisch nachweisbarer Unterschied im Fahrverhalten von Tierkreiszeichen bestand.
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