Ein spiritueller Fantasyroman, wo Wahrheit und Fiktion sich begegnen, aber das ist noch lange nicht alles. Tatsächlich gewährt dieser Roman der etwas anderen Art einen humorvollen Einblick in karmische Verwicklungen und allerlei Wahr- und Lebensweisheiten. Und gerade wenn man denkt, man komme seiner Natur auf die Spur, biegt er in eine andere Richtung ab. Wie gesagt, es ist eben nicht so, wie du denkst.
Fakt ist: Es ist eine in einen mystisch angehauchten Roman verfasste Lebensgeschichte, angereichert durch das fundierte Wissen der Autorin über Astrologie und Spiritualität. Das Schlüpfen in verschiedene Menschenhüllen (Figuren/Leben) ist ein eindrucksvolles Bild für die verschiedenen Metamorphosen, die ein Mensch im Laufe seiner seelischen Entwicklung durchmachen kann.
Tina Peel zeigt hier großes Sprachtalent und erschuf eine ‚höllisch interessante‘ Mischung von Erzählung, Selbsterfahrung, Fantasie und Lust und Kunst des Fabulierens.
Tina Peel (*1960) ) ist Lebensberaterin, Autorin und Astrologin. Seit 1989 inspiriert sie Leute beruflich auf ihrem Entwicklungsweg in Form von Kursen, Beratungen, Büchern und Artikeln, sei es astrologisch, spirituell, philosophisch, oder was auch immer nötig ist, um sie zu mehr Lebensfreude und Freiheit, zur persönlichen Entfaltung, oder auch nur einen Schritt näher zu sich selbst zu bringen..
Ich denke, also spinn‘ ich!
Eines Nachts raunte Hagnan eindringlich (mein Trotzkopf brauchte noch viel Schulung): »Es ist nicht so, wie du denkst!«. Punkt. Ich hatte mich mittlerweile nicht nur an seine Besuche gewöhnt. Ich hatte mir auch angewöhnt, das, was er sagte, ernst zu nehmen, da es sich immer unmittelbar auf mich und mein Leben auswirkte.
»Wie ist es denn dann?«, fragte ich, wohlwissend, dass ich darauf keine direkte Antwort erhalten würde.
»Ändere dein Denken und du erkennst es!«
Ich legte darauf umgehend den Schalter um und voilà – ach woher, natürlich nicht! Wie denn auch? Ich verstand ja nur Bahnhof und fühlte mich wie ein Ochs vor dem Berg. Keine Ahnung, wie das zu bewerkstelligen ist, eine Anleitung wurde nicht mitgeliefert.
Ich stand gerade mitten in einer kniffligen Herausforderung und kam irgendwie nicht weiter. Meine Suche nach der Lösung wurde langsam leicht hektisch. Ich befürchtete, falls ich das Problem nicht umgehend löste, könnte ich womöglich noch kränker werden oder es könnte sonst etwas passieren. Paradoxerweise litt ich eher unter dem Stress dieses Gedankens, als am eigentlichen Problem.
Es war wie verhext. Je heftiger ich hinter der Lösung her war, umso mehr entzog sie sich. Ich fand auch nichts unter dem Pulli oder beim Yoga im Keller. Das gab mir zu denken.
»Wie denke ich überhaupt?«, dachte ich. »Und wie soll ich meine Gedanken begreifen, wenn sie unsichtbar sind?«. Das brachte mich auf die Idee (oder hatte mir mein Unterbewusstsein diesen Tipp zugesteckt?), meine Gedanken ebenso wie meine Träume auf Papier festzuhalten. Dann würden sie wenigstens sichtbar, dachte ich, und damit leichter zu begreifen.
Eines Tages dann (es war gerade Neumond und der stand, hing, versteckte sich im Schützen) schüttelte ich mich wie ein Bäumchen im Wind, dass die Zähne klapperten. Ich warf, wahrscheinlich während eines Sofamoments, alle grüblerischen Gedanken über Bord.
Nichts eignet sich besser zum Loslassen als ein abnehmender Mond oder Neumond (insbesondere genau dieser Neumond im Schützen Ende Jahr. Da geht es um Wachstum und Entfaltung, auch wenn das oft und gerade im Dezember manchmal eher an Bauch und Hüften stattfindet als im Bewusstsein).
Ich leerte also meinen Geist wie ein Glas Orangensaft. Keine Ahnung, wie ich das schaffte, es passierte einfach, instinktiv, und fühlte sich großartig an. Ich spielte nichts, wollte nichts, es gab nichts zu erreichen, keine Antworten zu suchen. Die Welt stand still ... wenn auch nicht für lange. Doch als sie sich wieder zu drehen begann, stotternd und knarzend wie ein alter Ottomotor, blieb ein intensives Gefühl der Befreiung und Erleichterung zurück.
Den alten Gedankenfilz loszulassen wirkte in etwa wie das Zurückschneiden von verholzten Zweigen. Da sprießen neue Gedankenmuster, weil es endlich Platz, Licht und Luft gibt. Wenn etwas verschwindet, entsteht Raum und etwas anderes rutscht nach. Das Naturgesetz der Lücke kommt zum Tragen. Anders geht’s nicht, sonst entstünde ein Vakuum und das ist unmöglich. Leere ich ein Glas Orangensaft, fließt Luft hinein. Oder Apfelsaft, wenn ich will – man kann ja auch ganz bewusst etwas in den entstandenen Raum einfüllen.
Mir ging es jedoch nicht um banalen Apfel- oder Orangensaft, mir stand der Sinn nach einem besonderen ‚Saft‘ für meinen Geist. Dafür hatte ich Platz geschaffen. Das neue Gedankengut kündigte sich mit einem Gedanken an, der mich elektrisierte: Was ist, wenn alles gar nicht so war, wie ich es in Erinnerung habe oder glaubte, erlebt zu haben? (Es ist nicht so, wie du denkst!) Was wäre, wenn ich in Wahrheit nur einen Augenblick lang emotional mit dem verlassenen Körper des
halbjüdischen Mädchens in Deutschland verbunden blieb, und mir das bloß wie eine Ewigkeit vorkam?
Was wäre, wenn ich in Wahrheit ‚drüben‘ liebevoll, womöglich sogar von unseren popcornnaschenden Zuschauern, in Empfang genommen wurde? So ähnlich, wie man auch bei der Geburt hier in Empfang genommen wird, gewaschen und gewickelt, gewogen und untersucht, eingepackt und schlafen gelegt. Was wäre, wenn ich es einfach vergessen hätte, weil ich mich eher ans Leiden erinnere? Das hinterlässt offenbar tiefe-
re Spuren als glückliche Erinnerungen. Was für ein toller Gedanke!
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