STERNDEUTER UND STERNDEUTUNG
»Ich habe dir das Horoskop gestellt,
Vernimm durch mich den Spruch der Sternenwelt:
Du hast gewählt die beste Zeit auf Erden,
Die man nur wählen kann, rasiert zu werden«,
Vernimm durch mich den Spruch der Sternenwelt:
Du hast gewählt die beste Zeit auf Erden,
Die man nur wählen kann, rasiert zu werden«,
singt der »Barbier von Bagdad«, ein geschäftstüchtiger, aber geschwätziger Pfiffikus mit dem klangvollen Namen Abul Hassan Ali Ebn Bekar. Für die wichtige Prozedur des Bartscherens hat er dem verliebten Nureddin extra das Horoskop gestellt, denn dieser möchte sich seiner sehnsüchtig wartenden Margiana möglichst sanfthäutig und zärtlich nähern. Die turbulente Liebesgeschichte hat Peter Cornelius für das Libretto seiner komischen Oper einem Märchen aus »Tausendundeine Nacht« entlehnt und dabei wichtige Elemente alten arabischen Geisteslebens mit aufgegriffen: Astrologie und Horoskop.
Der arabische wie jeder andere Astrologe oder Sterndeuter stellte und stellt seine Horoskope nach dem jeweiligen Stand von Sonne, Mond und Planeten in den zwölf Tierkreiszeichen, die die Sonne im Laufe eines Jahres scheinbar einmal durchwandert. Horoskop heißt nämlich soviel wie Stundenschau, weil es Ort und Lage der Wandelsterne zueinander und ihre Position im Tierkreis in einem ganz bestimmten Zeitpunkt angibt.
Natürlich wirkt es komisch, wenn sogar der Barbier zur Werbung für seine Dienstleistung die Gestirne bemüht und Horoskope stellt. Aber weit an der Wahrheit geht die amüsante Szene gar nicht vorbei. Den Arabern, und nicht nur ihnen, galt die Sterndeutung in des Lebens Freuden und Gefahren als unentbehrliche Hilfe und Kunst. Der Astrologe wurde daher für alle möglichen Ereignisse und ihre Konsequenzen zu Rate gezogen, ob es sich nun um familiäre Zwistigkeiten oder Kriege, um Empfänge von Gesandten oder sonstige Staatsaktionen, um den Beginn einer Reise oder die Grundsteinlegung für ein Gebäude, um die Stundenwahl für ein erquickendes Band, eine unterhaltsame Schachpartie oder nur um schlichten Kleiderwechsel handelte.
Selbstverständlich befragte man den Astrologen auch bei Krankheiten, wie uns ein Gedicht des Arabers Dscharddaschani aus dem elften Jahrhundert verrät.
»Der Ärzte Wissen und Gelehrsamkeit,
»Der Ärzte Wissen und Gelehrsamkeit,
Nicht wussten zu ergründen sie ihr Leid.
Gewiß, sprach der, es kommt von schwarzer Galle!
Von gelber kommt’s, sprach der, in diesem Falle!
Aus jeder Stadt erschienen Sternkundige
Chorasans Auserkorene, Weisheitsmutige;
Der Mond, sprach der, i Widder hat’s gemacht!
Saturn im Krebs, sprachder, hat es gebracht!«!
Gewiß, sprach der, es kommt von schwarzer Galle!
Von gelber kommt’s, sprach der, in diesem Falle!
Aus jeder Stadt erschienen Sternkundige
Chorasans Auserkorene, Weisheitsmutige;
Der Mond, sprach der, i Widder hat’s gemacht!
Saturn im Krebs, sprachder, hat es gebracht!«!
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