Raphael Meriden war ein im Tessin lebender Weiser, der Hermann Hesse, Paul Brunton, C. G. Jung, Richard Wilhelm u.a persönlich gekannt hat. In diesem Buch spricht er über die Weisheit der Sterne. Kann die Astrologie einen Beitrag an der spirituellen Entwicklung des Menschen leisten? Korrespondieren die Tierkreiszeichen, Häuser und Planetenprinzipien mit der von Buddha gelehrten Kette des Bedingten Entstehens und lassen sich daraus Konsequenzen für den Erleuchtungsweg ableiten? Und letztlich:Sind die Energiezentren des Menschen (Chakren) kosmische Prinzipien?In den Gesprächen mit dem Herausgeber, die in diesem Buch aufgezeichnet sind, gibt er Antworten auf diese Fragen.
Im flackernden Schein des Feuers unterhielten wir uns dann über unsere Studien. Ich hatte viele Fragen: „Was ist der Unterschied von Tierkreiszeichen, Häusern und Planeten in der Praxis der Horoskopdeutung?“ war z.B. eine. Und eine andere: „Muss man die Anlagen, die im Horoskop angezeigt sind, leben? - Gibt es ein vorbestimmtes Schicksal?“Susan blickte ihren Vater an, so als könne er mir eher eine Antwort geben. „Ja, der Tierkreis“, Raphael schob mit einem Stock das Feuer zurecht, „ist der vollkommene Archetypus, sozusagen die ideale Erste Welt - ein Urmuster der Vollkommenheit. Die Alten nannten es Cristallinum, die kristallene Welt. Aber durch eine erste Bewegung, die Primum Mobili, kamen die Planeten und die Sterne in Bewegung. Die Erste Welt kam aus dem Gleichgewicht, und der Leib des Makroanthropos zerfiel in unzählige Stücke. Das ist der Hintergrund für das weltweit verbreitete mythologische Motiv der Zerstückelung des Leibes. Dieser zerstückelte Körper ist unser Sonnensystem mit seinen Planeten, die sich nunmehr in jeweils eigenen Rhythmen bewegen. Das ist die Zweite Welt, wovon wir in den Horoskopen ein Abbild haben. Seit der ersten Bewegung hat das Jahr nicht mehr genau 360 Tage, und der Mond durchläuft nicht mehr in exakt einem Monat den Tierkreis. Und die Präzession entstand... Und doch war das Ganze keine Katastrophe, sondern die Voraussetzung dafür, dass die Vielfalt des Lebens auf der Erde entstehen konnte. Alle Geburten zusammen repräsentieren nämlich den Kósmos in seiner Vollständigkeit. Und im Menschen ist das ursprüngliche Bewusstsein und die Vollkommenheit der Welt stets lebendig und kann erkannt werden. Das ursprüngliche Bewusstsein ist Purusha und die Erste Welt das Urmodell der unmanifestierten, noch nicht entfalteten Prakriti. Es ist die Vorlage für die Zweite Welt, an der sich der Mensch stets orientieren kann.Die Kräfte der Zweiten Welt sind die aktuellen Konstellationen, die von diesem Urmuster abweichen und in denen sich die Impulse des Zeitgeistes gemäss den Rhythmen der Kräfte spiegeln und die Manifestation der Welt antreiben. Durch sie kommt zur Entfaltung, was zu anderen Zeiten eingefaltet wurde. Das ist das Wirken des Karma-Gesetzes, den Folgen aus den Taten. Dieses Karma ist persönlich und kollektiv, es betrifft das Einzelschicksal ebenso wie das Schicksal von Familien, Völkern und Nationen.“Die Illustration zum zweiten Nidana zeigt das deutlich“, ergänzte Susan seine Ausführungen. „Dort formt ein Töpfer aus Ton verschiedene Krüge. Dieses Bild soll verdeutlichen, dass der Mensch aus den karmischen Bildekräften sein Leben gestaltet und dadurch auch seine unmittelbare Umgebung und letztlich im Kollektiv sogar das Schicksal der Erde mitbeeinflusst. Viele Menschen folgen meist aus blinder Unwissenheit ihren eigenen Impulsen, sei es willkürlich aus ihren Wünschen, unbewussten Neigungen ihrer Anlagen oder durch Beinflussungen anderer Menschen und der Umgebung, in der sie leben. Das ist ja auch die Bedeutung des ersten Nidanas: Auf der Illustration hat sich eine alte blinde Frau an gefährliche Gewässer verirrt und muss von Helfern ans sichere Ufer gebracht werden. Die Gewässer sind die Ströme des Lebens, des Samsara. In ihnen kann man aus Unwissenheit versinken und auch andere mit hineinreissen.“„Ja, das Karma“, Raphael nickte, „da gibt es in diesem Zusammenhang sogar noch eine Dritte Welt, denn die Menschen versuchen, in die natürlichen Gesetze einzugreifen und handeln oft eigenmächtig nach ihren persönlichen Wünschen, ohne Rücksicht auf andere. So schaffen sie Aberwerke und nicht Werke, die aus Notwendigkeit oder zum Ausgleich entstandener Ungleichgewichte getan werden. Sie leben in einer Welt der Illusionen, der Hoffnungen und scheinbaren Befriedigungen. Das ist nochmals eine besondere Art von Avidya und Maya.“„Richtig“, pflichtete Susan ihrem Vater bei. „Deshalb kann uns ja die Astrologie eine besondere Hilfe sein, diese Gesetze, ‚wonach wir angetreten sind’, wie Goethe es nannte, zu verstehen und uns zu bemühen, die Disharmonien auszugleichen. Wir bringen aus dem Karma der Familie eine ganze Reihe Anlagen mit, die wir erkennen sollten. Deshalb sind die Horoskope unserer Familienangehörigen so interessant und eine große Hilfe, ererbte Konstellationen zu erkennen und zu transformieren. Und außerdem: Das Horoskop zeigt auch die Situation der Eltern und ihrer Umgebung zur Zeit der Geburt des Kindes.
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