Hajo Banzhaf schreibt u.a. über die Wurzeln der Tarot-Symbolik, den Tierkreis als himmlisches Symbol der Ganzheit, den astrologischen Lebenslauf sowie die sieben Todsünden aus Sicht der Astrologie.
Welches Weltbild steht hinter der Astrologie? Was sind Symbole? Was ist Esoterik? Was ist Tarot? Hajo Banzhaf hat in diesem Band alle seine über die Jahre geschriebenen Aufsätze und Artikel zusammengefasst und neu bebildert. Er schreibt u.a. über den Ursprung und das Wesen der Orakel, die Wurzeln der Tarot-Symbolik, den Tierkreis als himmlisches Symbol der Ganzheit, über Liebe und Beziehung im Spiel der Elemente. Aber auch über brandaktuelle Themen wie den Online-Boom der esoterischen Beratung. Der archetypische Lebenslauf aus astrologischer Sicht oder seine astrologische Betrachtung der sieben Todsünden sind ebenso enthalten. Eine unerschöpfliche Fundgrube für alle, die mehr über Hintergründe der Esoterik und der Orakelkunst wissen möchten.
Hajo Banzhaf (1949 - 2009), studierte Philosophie an der Unversität Münster. Danach Banklehre in München mit anschließender 12-jähriger Banklaufbahn. Ab 1985 freiberuflich tätig als Autor, Seminarleiter und Astrologe. Hajo Banzhaf hielt regelmäßig Tarotseminare, veröffentlichte Beiträge in bekannten Zeitschriften und hielt Vorträge über Tarot und Astrologie.
Astrologie - die älteste Wissenschaft der Welt
Allnächtlich erscheint in der Himmelskuppel ein Lichtermeer von zahllosen funkelnden Sternen, das den Menschen seit frühester Zeit fasziniert haben muss. Neben der vertrauten Erfahrung, dass sich dieses ganze Sternenzelt gleich der Sonne vom Osten aufsteigend nach Westen bewegt, machte er aber eine wundersame Entdeckung. Außer den beiden großen Lichtern, wie man Sonne und Mond zu nennen pflegte, gibt es noch eine Handvoll kleinerer Lichter, die offenbar nicht an das Himmelszelt fixiert sind, sondern langsam und beständig durch das Sternenmeer wandern. Im Unterschied zu den »feststehenden« Fixsternen nannte man diese Wanderer Planeten (von griech. planaomai = wandern). Natürlich bewegen sie sich nicht so schnell wie Flugzeuge oder Satelliten, die wir heute am Himmel sehen können. Doch wenn man den Sternenhimmel jede Nacht beobachtet, erkennt man deutlich, wie die Planeten langsam und stetig an den Fixsternen vorüberziehen. Optisch unterscheiden sie sich von den unruhig flackernden Fixsternen durch ihr helleres, ruhiges Licht.
In dem Maße, wie der Mensch sich seiner selbst bewusst wurde, musste er zugleich auch immer tiefer sein Los und sein Schicksal erkennen, vor allem die Unausweichlichkeit des Todes. Angesichts seiner Ohnmacht egenüber der als übermächtig erlebten Natur und seiner Verlorenheit in den weiten, dünn besiedelten Räumen, suchte er verständlicherweise nach einem Ordnungssystem, an dem er sich orientieren konnte. War es da nicht naheliegend, aus der wundersamen Bewegung am Himmel eine Botschaft abzulesen? Zumal dem genauen Beobachter in der chaotischen Fülle der unzählbaren Sterne ein Bereich der Ordnung auffiel, der natürlich das ganze Augenmerk auf sich zog. Denn die Planeten irren nicht etwa kreuz und quer über den Himmel, sondern wandern allesamt über eine gemeinsame Kreisbahn, den Himmelsdamm, wie frühe Astrologen diese Strecke nannten. Aus dem Studium dieser Himmelsbewegungen entstand vor etwa 5000 Jahren im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris die Sternenkunde (von griechisch dstron Stern und lügos = Kunde), die älteste Wissenschaft der Welt. Als Religion der Babylonier und Chaldäer, deren Astralpriester die über den Himmelsdamm wandernden Planeten als Wohnsitze ihrer Göttinnen und Götter verehrten, erlebte sie ihre erste Blüte, und entwickelte sich »zum großartigsten Versuch einer systematisch-konstruktiven Weltbetrachtung, der je vom menschlichen Geist gewagt wurde«, wie der Philosoph Ernst Cassirer einmal sagte.
Als die Menschen der damaligen Zeit sesshaft wurden und Ackerbau betrieben, wurde ein Kalender notwendig, um günstige Zeiten für Saat und Ernte zu berechnen, aber auch Fruchtbarkeitsfeste und andere religiöse Feiertage, die mit dem Jahreslauf zusammenhingen. Dabei leistete die Beobachtung des Himmels wertvolle Dienste. Vor allem die Umlaufzeiten der beiden großen Lichter wurden entscheidend für unsere Zeiteinteilung. Die Dauer, die die Sonne braucht, um einmal die Erde zu umrunden, nennen wir einen Tag, ihre Wanderung durch den Tierkreis ein Jahr und aus dem Mondumlauf ergibt sich von Vollmond zu Vollmond der ursprüngliche Monat, ein Wort, das noch in vielen Sprachen seine Herkunft vom Mond verrät. Aus den vier Phasen des Mondumlaufs, Vollmond, abnehmendes Viertel, Neumond, zunehmendes Viertel, entstanden die vier Wochen von sieben Tagen, die den Monat untergliedern. Zwar ist die Zeit von Vollmond zu Vollmond nicht exakt 28 Tage lang, wie es die vier Wochen nahelegen würden, sondern 29 1/2 Tage, und die Sonne durchwandert die 360 Grad des Tierkreises nicht in 365, sondern in 365 1/4 Tagen, doch wurden solche Ungenauigkeiten zunächst vernachlässigt. Erst später haben sie wiederholt zu Kalenderreformen geführt.
Neben Tag, Woche, Monat und Jahr wurden auch die vier Jahreszeiten vom Himmel abgelesen, deren Beginn die Sonne in ihrem Lauf jährlich an vier eindeutig bestimmbaren Stationen markiert: dem längsten Tag, dem kürzesten Tag und den beiden Tagundnachtgleichen. Die vier Sternbilder, in denen die Sonne damals zu Beginn der Jahreszeiten stand, sind Stier = Frühling, Löwe = Sommer, Skorpion = Herbst und Wassermann = Winter". Die Symbolik dieser Zeichen wurde mit der Zeit immer umfassender. Man nannte sie die Träger der Horizonte, Hüter der Weltachsen, Wächter der vier Winde, sie wurden zu den vier Cherubim, den Trägern des göttlichen Throns und des himmlischen Altars, aber auch zu den Symbolfiguren der vier Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser, die nach antiker Überzeugung die Grundbausteine der gesamten Schöpfung sind. Am bekanntesten sind sie uns heute als die Symbole der vier Evangelisten: Lukas der Stier, Markus der Löwe, Matthäus der Engel und Johannes der Adler, ein Symboltier, das schon in der Antike alternativ für den Skorpion gebraucht wurde.
Da jede Jahreszeit einen Beginn, eine Hauptphase und einen Übergang zur nächsten hat, lag eine Dreiteilung dieser vier Sektoren nahe, die zu der Zwölfteilung führte, die sich erstmals 419 v. Chr. auf einem Keilschrifttext findet und uns bis heute als Tierkreis vertraut ist.
Dass die Astrologen Babylons auf zwölf Abschnitte kamen, lag aber gewiss auch daran, dass in ihrer Kultur die Zahl Sechs als heilig galt und eine zentrale Rolle spielte. Auch Pythagoras, der Vater der abendländischen Zahlenmystik, sah die Sechs als vollkommene Zahl an, weil sie sowohl Summe (1+2+3 = 6) wie auch Produkt (1 x 2 x 3 = 6) ihrer Bestandteile ist. Diese Zahl lässt sich mit einem Blick von jeder Uhr ablesen. Bis heute unterteilen wir die Stunde in 60 Minuten, die Minute wiederum in 60 Sekunden, und den Tag in zweimal 12 Stunden. Einteilungen, die wir allesamt den alten Babyloniern verdanken.
So entwickelten sich aus dem Jahreslauf der Sonne die zwölf Tierkreiszeichen und parallel dazu die 12 Monate unseres Kalenders. Aber auch die Siebentagewoche, die ebenfalls aus dem Zweistromland stammt, hat eine himmlische Struktur. Die Folge unserer Wochentage, deren Gebrauch seit dem 2. vorchristlichen Jahrhundert belegt ist, nennt man bis heute nach dem babylonischen Ursprungsgebiet der Astrologie Chaldäa, die chaldäische Reihe. Sie entspricht den klassischen sieben Planeten, die durch den Tierkreis wandern. Stellt man sie in der Reihenfolge ihrer Geschwindigkeit an die Spitzen eines Siebensterns, dann werden sie durch dessen Linie so verbunden, wie sie im Lauf der Woche einander folgen: Da die sieben Planeten auch den sieben Tönen unserer Tonleiter entsprechen, ergibt sich aus dieser Gliederung noch ein interessanter Effekt.
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