Pater Gerhard Voss gehört zu den wenigen Autoren im kirchlichen Bereich, der eine Versöhnung zwischen Astrologie und Christentum anstrebt. Er sieht in der Astrologie einen Ort, an dem noch die Bildkräfte des Symbols ernst genommen und gepflegt werden. Das Horoskop hat seinen Wert als Meditationsbild. Ferner setzt Astrologie voraus, dass in allem Geschehen der Welt ein Sinn waltet, dass die Welt nicht nur materiell, sondern eher noch ein geistiges Kontinuum ist. Für Christen ergibt sich die Sinnhaftigkeit der Welt aus dem Glauben an das schöpferische Wort Gottes. Christliche Astrologie gründet in der universalen Herrschaft des Wortes Gottes, die in Christus, dem Gekreuzigten, offenbar geworden ist.
Pater Gerhard Voss (1935), studierte Theologie und trat 1958 in die Benediktinerabtei Niederaltaich ein. Er ist Rektor des ökumenischen Instituts des Klosters und war lange Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen on Bayern. Außerdem redigiert er die ökumenische Zeitschrift Una Sancta
Vorwort zur 2. AuflageDie erste Auflage von "Astrologie - christlich" ist seit Jahren vergriffen. Als nun der Verlag mit der Frage an mich herantrat, ob ich bereit sei, eine Neuauflage vorzubereiten, habe ich zunächst gezögert. Astrologie hat heute in der Öffentlichkeit einen anderen Stellenwert als noch vor 10 Jahren: Die Einstellung gegenüber der Astrologie, damals noch weitgehend negativ, ist heute bei vielen - auch bei vielen Christen - unkritischer, m. E. weitgehend zu unkritisch und undifferenziert. Andererseits ist Astrologie inzwischen viel stärker ideologisch vereinnahmt - etwa von der New Age-Bewegung. Entsprechend heftig reagieren darauf jene, für die, ohne daß sie nähere Kenntnisse haben, jede Art von Astrologie unter das alttestamentliche Verbot von Wahrsagerei fällt. So mußte ich mir sagen lassen, daß eine Orientierungshilfe aus christlicher Sicht heute umso notwendiger sei, eine Orientierungshilfe, die astrologischen Vorstellungen gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt ist, zugleich aber Grenzen eines christlich verantwortbaren Umgangs mit der Astrologie aufzeigt.Doch nicht nur das Gesamtbewußtsein hat sich in den letzten Jahren verändert; ich selbst konnte manche Erkenntnisse vertiefen oder sehe sie heute in einem größeren Zusammenhang. In einigen Aufsätzen und Vorträgen bin ich astrologischen Vorstellungen insbesondere in der christlichen Überlieferung nachgegangen - in der Heiligen Schrift, in der Liturgie und auch sonst in der geistlichen Tradition, besonders des Abendlandes. Bei der vorliegenden Neuauflage habe ich versucht, auf einiges davon ergänzend hinzuweisen. Um den durch die 1. Auflage gesteckten Rahmen nicht zu sprengen, mußte ich mich damit jedoch auch begnügen. Eine Hilfe waren mir meine Vorträge, bei denen ich immer wieder gemerkt habe, daß für viele Zuhörer überraschend neu war, was mir selbst aufgrund langjähriger Beschäftigung inzwischen selbstverständlich ist.Eine Ermunterung war mir auch das positive Echo, das die 1. Auflage gefunden hat - bei Astrologen, in den Medien wie auch von kirchlicher Seite, hier etwa durch den Auftrag, für die katholischen Militärseelsorger eine Arbeitshilfe für den lebenskundlichen Unterricht im Mai 1983 zum Thema "Steht unser Schicksal in den Sternen?" oder für das "Lexikon der Religionen" (von F. König/H. Waldenfels) die Artikel "Astrologie" und "Tierkreis" zu schreiben. Wenn mein Büchlein dazu beiträgt, in kritischer Bewertung der Astrologie die kosmische Dimension religiösen Lebens in der Kirche wiederzuentdecken, erfüllt es m. E. eine sinnvolle Aufgabe.Niederaltaich, am 1. Januar 1990Gerhard Voss
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