Mit Zahlen kann man nicht nur rechnen. Zahlen besitzen auch eine eigene Qualität. Schon für Pythagoras waren sie der Schlüssel zu den harmonischen Gesetzen des Kosmos. Darin deutet sich schon die Verwandtschaft zwischen den Zahlen und der Astrologie an. Die Bedeutung der Vier (Elemente, Quadranten), der Sieben (Planeten) oder der Zwölf (Zeichen, Häuser) sind augenfällig. Auch bei den Aspekten spüren wir die Qualität der mit ihnen verbundenen Zahlen. Peter Schlapp geht diesen Geheimnissen auf den Grund und setzt den symbolischen Ausdruck der Zahlen mit den astrologischen Faktoren in Beziehung. Aus dieser wechselseitigen Verknüpfung eröffnen sich Ihnen ganz neue Perspektiven zu einem tieferen Verständnis der Astrologie.
Peter Schlapp (1938) promovierter Germanist und seit über 40 Jahren als Schauspieler, Regisseur und Intendant an verschiedenen Bühnen tätig. Darüber hinaus wirkte er in verschiedenen Fernsehproduktionen mit. Daneben seit vielen Jahren intensive Beschäftigung mit Astrologie. Er hält regelmäßig Vorträge und Seminare und leitet die Astrologische Gesellschaft in Frankfurt.
Die Sieben - Waage, Venus, 7. Haus
Die Sieben ist zwar nicht die erste, aber die ihrem Wesen und vor allem in ihrer Analogie zum Zeichen Waage, der Venus und dem siebten Haus nach am schwersten zu durchschauende Primzahl. Da sie sich nur durch sich selbst und die Eins teilen lässt, wurde die Sieben wie alle Primzahlen nicht auf dem Weg eines echten Produktes gezeugt. Hinzu kommt, dass auch ihre Teiler und damit sie selbst nicht zeugen, also keiner anderen Zahl zur Geburt verhelfen, sondern immer wieder nur zu ihren Teilern zurückführen.
7 : 7 = 1
7 : 1 = 7
7 x 1 = 7
1 x 7 = 7
Die darin zum Ausdruck kommende einerseits Eigenständigkeit, andererseits aber auch Beziehungslosigkeit zu anderen Zahlen zeigt sich astrologisch auch in der Ungradheit des astrologischen Septils, dem Winkel von 51,43°, über das wir im Kapitel »Aspekte« sprechen. Zunächst können wir feststellen: Die Sieben und das Septil gehen in ihrem Verhältnis zum Kreis und seinen 360° nicht auf. Es bleibt ein schwer zu bestimmender Rest.
Ungeachtet dessen spielt die Sieben als eine einmal mehr Heilige Zahl eine bedeutende Rolle in der Zahlensymbolik. Bis in die Neuzeit galten die sieben (alten) Planeten (inklusive Sonne und Mond) als die einzigen sowohl materiellen als auch geistigen Repräsentanten unseres Universums. Platon ging davon aus, dass eine Seele im Durchschreiten von sieben Sphären und deren sieben Bildekräfte ihre irdische Gestalt erwirbt. Vor diesem Hintergrund sprechen wir von der Sieben auch von einer kosmischen Zahl und sehen in ihr den kosmischen Menschen symbolisiert.
Die Zahl der mit der Sieben verknüpfen symbolischen Bedeutungen ist derart groß, dass wir uns auf eine in keiner Weise erschöpfende Auswahl beschränken möchten. Im Schöpfungsbericht der Bibel ruhte Gott am siebten Tag, sieben Tage zählt unsere Woche, mit den sieben Stufen der Tonleiter verband die Antike das Wesen der Sphärenmusik, in sieben Farben erstrahlt das Licht in einem Prisma, sieben Farben zeigt der Regenbogen. Die östlichen Weisheitslehren unterscheiden sieben Chakren als Zentren unserer Lebenskraft. Wir unterscheiden vier Hauptmondphasen von jeweils rund sieben Tagen, wir befahren sieben Weltmeere und bestaunen sieben Weltwunder. In der Antike unterschied man sieben Klimata. Den sieben Fürbitten im Vaterunser und den sieben Tugenden stehen sieben Todsünden gegenüber. Seit der Antike, aber vor allem im Mittelalter bildeten sieben freie Künste die Grundlage des höheren Bildungswesens. Man unterschied zwischen einem Trivium (Dreiweg) bestehend aus den Fächern Grammatik, Rhetorik und Dialektik und einem Quadrivium (Vierweg), bei dem zu den genannten Gebieten noch Arithmetik, Geometrie, Musik und Astrologie-Astronomie hinzu kamen, also insgesamt ein Septivium, ein Sieben-Weg. Dazu sei im Zusammenhang der Diskussion einer möglichen Einbindung der Astrologie in die Wissenschaften am Rande vermerkt, dass die Astrologie den freien Künsten zugeordnet wurde. Im jüdischen Ritus spielt ein siebenarmiger Leuchter, die Menora, eine zentrale Rolle. Der salomonische Tempel wurde über sieben Stufen betreten. Auf der trivialen Alltagsebene sprechen wir von den sieben Meilen Stiefeln, wir packen unsere sieben Sachen, die sieben Zwerge wohnen hinter sieben Bergen und das Tapfere Schneiderlein erschlägt Sieben auf einen Streich. (....)
In der Übertragung der gefundenen Ergebnisse auf das Zeichen Waage, die Venus und das siebte Haus stehen wir vor dem gleichen Problem einer gewissen Undurchschaubarkeit, wie wir es eingangs im Zusammenhang mit der Primzahl Sieben angesprochen haben. Wenn wir die Summe der Ausdrucksweisen Waage, Venus und siebtes Haus verkürzt zusammenfassen, so sprechen wir von einer ersten Erfahrung oder Begegnung mit dem Du und aller daraus resultierenden partnerschaftlichen Beziehungen. Es mag übertrieben klingen, aber die erste bewusste Wahrnehmung des Du stellt einen der nachhaltigsten Einbrüche in unsere gesamte Erfahrungswelt dar. Als Folge einer kontinuierlich-schrittweisen Lösung aus der Symbiose mit der Mutter und einer ersten Ich-Erkenntnis begegnet ein Mensch nun nicht mehr nur einer Welt der Objekte, sondern auch zunehmend einer Welt der Subjekte. Wie das Winkelverhältnis des Septils zum Kreis gehen auch unsere Begegnungen beziehungsweise Winkelverhältnisse mit dem Du in der Regel nicht auf, es bleibt ein letzter Rest. In jedem Du begegnen wir einem Phänomen, das uns vom äußeren Anschein her gleicht, das uns jedoch in seiner Totalität letztlich fremd und unbekannt bleibt. Auf eine vergleichbare Weise erfahren wir auch unser Verhältnis zum Geist, dessen Sektor wir mit dem dritten Quadranten in der Waage erstmals betreten. Wir haben zwar Teil am Geist, aber auch hier bleibt zur vollen Ein- und Übereinstimmung ein Rest. Die wohl wesentlichste Aufgabe Waage-betonter Menschen liegt deshalb darin, diesen Rest zu kompensieren und sowohl in allen zwischenmenschlichen Verbindungen als auch in unserem Verhältnis zum Geist eine Harmonie und eine größtmögliche Ausgewogenheit herzustellen, das heißt beide Bereiche so zu bearbeiten, dass sie zumindest annähernd aufgehen.
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