Halbsextile werden häufig als nur schwache Winkel gewertet oder völlig ignoriert. In Wirklichkeit verbergen sich in ihnen jedoch besonders kreative Aspekte. Da sich von einem zum nächst folgenden Zeichen - im Gegensatz zu den Quadraten und Oppositionen - alle inneren Parameter nach Element, Ausdruck und Geschlecht ändern, eröffnen uns die Halbsextile den ersten evolutionären Schritt zu einer fortschreitenden Entwicklung. Aus diesem inneren Zusammenhang wird deutlich, dass wir unsere großen evolutionären Aufgaben, wie sie sich astrologisch beispielsweise in Oppositionen oder Quadraten zeigen, nur dann effektiv meistern können, wenn wir uns ihnen Schritt für Schritt, von Zeichen zu Zeichen, in evolutionären Halbsextil-Schritten nähern
Peter Schlapp (1938) promovierter Germanist und seit über 40 Jahren als Schauspieler, Regisseur und Intendant an verschiedenen Bühnen tätig. Darüber hinaus wirkte er in verschiedenen Fernsehproduktionen mit. Daneben seit vielen Jahren intensive Beschäftigung mit Astrologie. Er hält regelmäßig Vorträge und Seminare und leitet die Astrologische Gesellschaft in Frankfurt.
Die Abbildung der zeit im Horoskop
Im Durchlaufen des Zifferblattes durchmisst der kleine Zeiger von einer zur nächst folgenden vollen Stunde einen Winkel von 30°. Auf den Horoskop-Kreis bezogen entspricht der Zeit-Schritt von einer Stunde zur nächsten räumlich einem astrologischen Halbsextil-Schritt von einem Zeichen und Haus ins nächst folgende. Zeitlich wird dabei eine Doppelstunde durchmessen, da jedes Zeichen und Haus einer temporalen Doppelstunde entspricht. Wenn wir ungeachtet dieses Raum-Zeit-Unterschiedes, der im Rahmen unseres Vergleichs keine Bedeutung hat, unsere Uhren einmal so betrachten, als wären sie ein Horoskop-Kreis, dann lassen sich auf dem Zifferblatt nicht nur Halbsextile, sondern auch Oppositionen, wie beispielsweise zwischen 6 Uhr und 12 Uhr, Quadrate, wie beispielsweise zwischen 10 Uhr und 13 Uhr oder Trigone, wie beispielsweise zwischen 11 Uhr und 15 Uhr und natürlich auch alle anderen astrologisch relevanten Aspekte ablesen.Wenn wir uns vor diesem Hintergrund nun einmal fragen, wie wir üblicherweise unseren Tagesablauf planen, dann stellen wir fest, dass wir überwiegend von Stunde zu Stunde vorgehen. Wir teilen die uns verfügbare Zeit zur Erledigung einer bestimmten Aufgabe oder Entscheidung in überschaubare Stundenabschnitte ein. Normalerweise springen wir nicht in eine Handlung oder Entscheidung, sondern bereiten sie schrittweise vor. Betrachtet man unter dieser Perspektive nun einmal vergleichsweise einerseits eine ganz alltägliche Handlung und andererseits den uns als Menschen wesensmäßig innewohnenden kosmisch-göttlichen Auftrag zu einer evolutionären Entwicklung, dann erhalten wir die Gleichung:Handlung / Entscheidung = Evolution. Auf beiden Ebenen soll etwas noch nicht Fertiges, noch nicht Differenziertes, noch nicht Abgeschlossenes im Laufe der Zeit und infolge einer Handlung oder Entscheidung, also einer Wandlung oder Transformation zu etwas Fertigem, Differenzierten oder zu einem Abschluss gebracht werden. Unsere alltäglichen, kleinen Aufgaben spiegeln sich vice versa in unseren großen Aufgaben, wie im Kleinen, so im Großen. Aus den akkumulierenden Erfahrungen beider Bereiche speist sich die fortschreitende Entwicklung unseres Bewusstseins. Mit jedem Sieg, aber auch mit jeder Niederlage werden wir reifer.Aus diesem inneren Zusammenhang wird leicht deutlich, dass wir unsere großen evolutionären Aufgaben, wie sie sich astrologisch beispielsweise in Oppositionen oder Quadraten in einem Horoskop zeigen, nur dann effektiv meistern können, wenn wir uns ihnen wie unseren kleinen Aufgaben Schritt für Schritt, von Stunde zu Stunde nähern, d.h. im Sinne evolutionärer Halbsextil-Schritte vorgehen.In Anerkennung dieser jedermann verständlichen und nachvollziehbaren Ableitungen ist es auffallend, dass das Halbsextil in der astrologischen Literatur eine nur relativ geringe Aufmerksamkeit genießt und auch in der astrologischen Beratung eine nur oberflächliche Würdigung erfährt. Typisch für diese Nichtachtung ist, dass Halbsextile oft nur als schwache Sextile interpretiert werden. Sie sind dies jedoch genauso wenig, wie nach dem gleichen Muster ein Sextil nur ein schwaches Trigon, ein Halbquadrat nur ein schwaches Quadrat wären. Astrologisch geradezu völlig absurd wäre es, bei einem Quadrat dann sinngemäß von einer schwachen Opposition zu sprechen.Es entsteht der Eindruck, als würde die Interpretation des Halbsextils als schwach von einer Astrologengeneration zur anderen völlig kritiklos weitergereicht und übernommen. Dass Qualifikationen wie stark oder schwach in einem aufgeklärten astrologischen Vokabular eigentlich nichts mehr zu suchen haben, kommt noch erschwerend hinzu. Wo immer und von wem immer derart über schwache im Vergleich zu starken Aspekten gesprochen wird, handelt es sich um eine grobe Fehleinschätzung des wahren Tatbestandes. Es handelt sich ganz offensichtlich um eine Ignoranz gegenüber dem Unterschied zwischen Quantitäten und Qualitäten. Natürlich ist die Quantität eines Winkels von 30° nur halb so groß wie die eines Winkels von 60°. Was aber sagt dieser quantitative Unterschied über dessen Qualität aus? Gar nichts. Qualitäten kann man nicht teilen. Eine kleine Rose riecht nicht halb so gut wie eine große. Ein großer Haufen Mist stinkt nicht halb so stark wie ein kleiner.Leider sind noch keine Bewertungen vorhanden. Seien Sie der Erste, der das Produkt bewertet.
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