Neben der philosophischen Grundlegung der einzelnen Tierkreise und insbesondere der Übergänge zwischen den einzelnen Tierkreiszeichen bzw. Häusern wird der Leser in ein Triadensystem eingeführt. Die Zusammenhänge zwischen den Horoskophälften und den Quadranten werden eingehend dargestellt. Im methodischen Teil werden zum einen der Familienkontext und zum anderen eine generative Deutungsgrammatik vorgestellt. Mit Hilfe dieser Deutungsgrammatik ist es möglich Deutungsaussagen zu treffen, bei denen Subjekt und Objekt nicht vertauscht werden. Im Anschluss an diese Ausführungen folgt ein ausführlicher Teil, in dem sämtliche Konstellationsbilder eingehend beschrieben werden. Den Abschluss bilden zwei Aufsätze von Robert Müntefering, in denen spezielle Methoden der astrologischen Betrachtung von Geschichte vorgestellt und mit Beispielen belegt werden.
Konstantin Magnus Schott (1959), Diplom Agraringenieur, seit 1982 Astrologie mit Schwerpunkt Münchner Rhythmenlehre. Mitautor der EDV-Handbuches zum Astrolab-Programm von Bernd Röttger. Schwerpunkt:Philosophische Grundlagenforschung bezüglich der Astrologie und die Weiterentwicklung der Quadrantenlehre.
1.2 DER TIERKREIS – GROSSE LANDSCHAFT
Der Tierkreis, "von den Babyloniern ererbt" war nicht nur Bezugsrahmen für astronomische und astrologische Spekulationen. "Er wurde vielmehr wahrgenommen als eine Art Hologramm, als visionäre Große Landschaft, als Synthese des Lebens ....(1) Der Tierkreis der Astrologen ist damit eine Landkarte der Zeit und – dies ist bedeutsam – des Ortes. Unter diesen Gesichtspunkten ist die Deutung eines Horoskops die Erstellung der Diagnose der Zeitqualität allgemein für einen Zeitpunkt und im speziellen für ein Ereignis oder eine Person an einem Ort. Ernst Jünger weist in seinem Buch: "An der Zeitmauer" darauf hin, dass das Horoskop die Anbindung des Einzelschicksals an die Weltzeit ist. Dies schlägt sich unter anderem im Kirchen- oder Festjahr nieder. Hierzu Ernst Jünger in einem längerem Absatz zu diesem Zusammenhang: (...) "Die Feste sind ungleichmäßig verteilt und fallen auch auf verschiedene Kalendertage, wobei der Name »Fest« auch Tod und Leiden umfasst. Im Festjahr verbirgt sich das große Horoskop »des Menschen«, die Koordinierung seiner Laufbahn mit dem Sonnenjahr. Das ist eine Uhr, die die Kirchen nicht schaffen, sondern als Hinzutretende deuten, wie ja die Rolle des Priesters von jeher die des Hinzutretenden war. Es ist ein Rad, in dessen Speichen sie mitschwingen, weswegen die Feste auch älter als die Kirchen sind. Die Annahme einer neuen Weltzeit, etwa aus technischen oder ökonomischen Rücksichten, würde die Kirche nicht nur in ihrem Ritual, als zeitsetzende Macht, sondern zugleich in ihrem Kern treffen: als zeitempfangende."(2) Daraus ergibt sich, dass die Rolle des Horoskopdeutenden dem eines Priesters ähnlich ist: er ist ein Hinzutretender, ein Zeitempfangender. Die Ausbeute die sich für den Einzelnen ergibt ist die Erkenntnis seiner Selbst und damit die Möglichkeit, um mit Romano Guardini zu sprechen, "der Annahme seiner Selbst", des sich "ins Eigensein gegeben" sein6 in allen Zusammenhängen und damit die Sünde, namentlich "empörte Endlichkeit" zu überwinden und damit die Angst als ein zweites zu erkennen und sich der Erkenntnis des ersten zu stellen: (..), aber das Erste ist Geliebtsein und Wiederlieben. "(Liebe) ist die Macht des Anfangs schlechthin"(3) In diesem Zusammenhang widerspricht hier Guardini mit deutlicher Aussage dem von Heidegger aufgestellten Grundexistential, der Urangst des Geworfenseins. In einfachen Worten lässt sich mit dem Horoskop das Festjahr des Menschen in seiner Bedeutung vermitteln und damit ein Einverstandensein anstiften, daß mit einem bestimmten DaSein eben auch unvermeidbar ein bestimmtes So-Sein verbunden ist, daß sowohl Leid vermittelt als auch Lösung anbietet, ja als So-Sein sogar Lösung ist. Bestenfalls kommt dabei nach Martin Heidegger eine von Wachsamkeit geprägter Gelassenheit, Bewegung, ein Herangehen heraus.(4) Damit ist das empfundene So-Sein und seine gegenständliche Erscheinung ein Chiffre für das Namenlose des Schicksals. Der Horoskopdeutende ist damit ein Hinzutretender, der das Namenlose, die Chiffren der Zeit geschaut hat und ins Bild des Mysteriums übersetzt. Der befragte Astrologe wird durch die Sakralisierung des Gefragtseins zum Hinzutretenden. Der Fragende fragt nach dem Anderen, dem Hinzutretenden in seinem Leben. Die Wahl einer Person, die dieses Geheimnisvolle, Bewirkende, das Unbegriffene seines Lebens ihm verdeutlichen soll, wird durch die Auswahl mit dem Hinzutretenden identifiziert und hat, damit personifiziert, Sprache und Bedeutung bekommen, ist dialogfähig geworden. Der Tierkreis dient dem Deutenden dabei als erste abstrakte Chiffre einer großen Zeitlandschaft und ihren Festen.
(1) SESTI, GIUSEPPE MARIA: Die Geheimnisse des Himmels: Geschichte und Mythos der Sternbilder. – Köln, DuMont 1991 (S. 17)
(2) JÜNGER, ERNST: An der Zeitmauer. Stuttgart, Klett-Cotta 1959/1991 (S. 25f)
(3) GUARDINI, ROMANO: Die Annahme seiner selbst. Den Menschen erkennt nur, wer von Gott weiß. Mainz, Matthias-Grünewald-Verlag, 1953 (Titel, S. 19)
(4) HEIDEGGER, MARTIN: Gelassenheit. Pfullingen, Verlag Günther Neske, 1959/1992 (in tuto)
Leider sind noch keine Bewertungen vorhanden. Seien Sie der Erste, der das Produkt bewertet.
Sie müssen angemeldet sein um eine Bewertung abgeben zu können. Anmelden