Transpluto wurde 1946 das erste Mal vom französischen Astronomen M. E. Sevin erwähnt. Er berechnete aus Bahnstörungen der bisherigen Planeten die Bahndaten eines Himmelskörpers jenseits von Pluto. Damit wurde der Grundstein gelegt, worauf einige Astrologen diesen noch nicht entdeckten Himmelskörper erforschten und in ihrer Arbeit mit berücksichtigten. Daraus wurden Deutungsaussagen aus vorwiegend praktischer Beobachtung abgeleitet. In der astrologischen Praxis ergeben sich immer wieder treffende Deutungsbeispiele von Transpluto in Horoskopen, dazu finden sich viele Beispiele im Buch. Trotzdem ist die wirkliche Existenz dieses Himmelkörpers unsicherer den je. Es wird aufgezeigt, wie Transpluto in der heutigen Zeit betrachtet werden kann, nachdem in den letzten Jahren im Bereich der Umlaufbahn des Transpluto einige Himmelskörper entdeckt worden sind.
Mit Beiträgen von Heidi Dohmen, Rolf Baltensperger, Claire Brunschwiler, Christine Gmür, Ewald Grether, Verena Jost, Therese Müller, Heidi Treier, und Rose Marie Vocat.
Transpluto
Einleitung von Rolf Baltensperger
Bis zur Entdeckung von Uranus 1781 war die Anzahl der in der Astrologie verwendeten Planeten klar und deckten sich auch mit den damaligen astronomischen Erkenntnissen. Die beiden Lichter Sonne und Mond, die inneren Planeten Merkur und Venus sowie die äusseren Planeten Mars, Jupiter und Saturn waren die Himmelskörper, die in der Astrologie als Wandelsterne oder auch im astrologischen Sinne als Planeten verwendet wurden. Diese Siebenerordnung ist mit blossem Auge beobachtbar und ist weiterhin ein Fundament in der heutigen Astrologie. Ab Uranus, später dann mit Neptun sowie Pluto stellte sich aber immer mehr die Frage, wie diese von Astronomen entdeckten Körper in der Astrologie einzusetzen sind. Die Siebnerordnung enthält eine symmetrische Herrscherstruktur, auf die in der klassischen Astrologie die Deutung grossteils aufgebaut ist.
Sobald ein neuer Planet gleichwertig in diese Ordnung aufgenommen wird, kippt das System und die Symmetrie geht verloren. Wir können erst wieder eine symmetrische Ordnung erreichen, wenn wir 12 Planeten in der Astrologie verwenden. Bis etwa 1960 konnten sich erst 10 Planeten in der Astrologie etablieren, also zusätzlich zu den 7 klassichen die neuen Uranus, Neptun und Pluto. Die neuen Planeten wurden zumeist als Nebenherrscher eingesetzt, nur wenige gaben ihnen den Status eines vollwertigen Herrschers.
In der psychologischen Astrologie wechselte die Position der Nebenherrscher, die neuen Planeten wurden jetzt zu vollwertigen Herrschern, die bisherigen Herrscher wurden Nebenherrscher: Uranus im Wassermann, Neptun im Fisch und Pluto im Skorpion. Dieses pragmatische Modell macht einen unfertigen Eindruck, da ja immer noch Merkur und Venus in zwei Zeichen regieren. Dies war und ist für viele forschende Astrologen und Astrologinnen der Ausgangspunkt, um nach weiteren geeigneten Planeten in der Astrologie zu suchen, damit wieder eine harmonische Herrscherordnung erreicht werden kann. Deshalb interessierte man sich für neue astronomische Erkenntnisse.
Aus den bisherigen Planetendaten berechnete der Astronom Sevin 1946 erstmals einen möglichen Aufenthaltsort eines Planeten ausserhalb der Plutobahn. Damit erklärte er sich Störungen in den Planetenbahnen von Pluto und Neptun, die mit diesem postulierten Transpluto wieder seine Stimmigkeit erreichen würden. Auf diese rechnerische Art war zudem auch Neptun und Pluto entdeckt worden, es ist aslo eine bewährte Art, wie heute neue Planeten entdeckt werden können.
Ab Mitte der 60er Jahre waren aus den Berechnungen von Sevin erste Ephemeriden zu Transpluto verfügbar, so dass einige Astrologen und Astrologinnen Transpluto in die astrologische Arbeit mit einbezogen, um damit Erfahrungen zu sammeln.Als dann 1977 Chiron aus der neuen Asteroidenklasse der Kentauren entdeckt wurde, bot sich die Chance, das 12er System zu komplettieren.
Vom SAF wurde der neu entdeckte Chiron der Jungfrau zugeordnet, Transpluto wurde der Waage zugeordnet. Für anfangs der 80er Jahre war das ein Erfolg versprechendes Konzept. Transpluto hatte damals immer noch den Status des aus Bahnstörungen berechneten, aber noch nicht entdeckten Planeten.
Chiron hat sich inzwischen bei einem Grossteil der Astrologen rasch etablieren können; bei Pluto dauerte dies vergleichsweise länger. Mit Transpluto arbeiten weiterhin nur wenige Astrologen. Bis auf Pluto scheinen die neuen Planeten nur noch Teilaspekte der Zeichen passend abzudecken. Weitere Kleinplaneten wurden entdeckt, Pluto hat inzwischen seinen astronomischen Planetenstatus verloren.
Durch Raumsonden, welche an den äusseren Planeten vorbeizogen, konnte deren Masse viel genauer bestimmt werden. Ab Mitte der 90er Jahre konnte mit den aktuellen Planetendaten keine Bahnstörung mehr von Uranus und Neptun nachgewiesen werden, welche eine Transpluto rechtfertigen würden. Inzwischen wurde aber der Kuipergürtel entdeckt, dessen Objekte aber nicht wesentlich über 50 AU Entfernung hinausragen. Der bisher postulierte Transpluto sollte sich aber in einer Entfernung von 77 AU befinden. Der 2005 entdeckte Zwergplanet Eris befindet sich zwar in der Region des bisher vermuteten Transpluto, allerdings mit ganz anderen Bahndaten als bisher Transpluto zugeschrieben wurden. Vor allem die zur Ekliptik um 44 Grad geneigte Bahn wirft Probleme in der Horoskoptechnik auf, die weit verbreiteten Grundsätzen der Astrologie widersprechen. In dem Sinne kann Eris nicht einfach in ein astrologisches System eingebunden werden . Es ist aber sicher interessant, dass in der Region des vermuteten Transpluto heute auch Himmelskörper entdeckt werden.
Zurzeit kann trotzdem nur noch der Schluss gezogen werden, dass Transpluto mit seinen idealisierten Bahndaten aus heutiger astronomischer Sicht nicht existiert, zumal ja die Berechnungsgrundlagen dazu nicht mehr existieren.
Doch was ist nun mit Transpluto in der Astrologie? Es wurden tausende von Horoskopen mit diesem Faktor gedeutet. Die Erfahrungen damit führten und führen immer noch zu expliziten Evidenzerlebnissen. Das mit Transpluto verbundene Deutungsspektrum wird immer wieder als treffend bestätigt. Transpluto-Deutungen sind sicher davon gefärbt, wie Transpluto in ein astrologisches System eingebunden wird und welches Zeichen er beherrscht. Im deutschen Sprachraum wir TP oft der Waage zugeordnet und tritt an Stelle der Venus, welche dann nur noch im Stier regiert. Mit dieser Zuordnung habe ich selber viele Jahre Erfahrungen gemacht. Mit Transpluto kann eine bessere Differenzierung in der Horoskopdeutung erreicht werden, als wenn ein Planet in zwei Zeichen regiert. Dies spricht zwar nicht eindeutig für Transpluto, weil grundsätzlich auch ein anderer Planet eine bessere Differenzierung ergeben würde, wenn dieser zur Waage passt und als dessen Regent eingesetzt würde. Doch im SAF-System mit Transpluto sind nun gute Deutungsergebnisse erzielt worden, welche den Vergleich mit anderen Planeten nicht zu scheuen brauchen. Die aus der Definition von Transpluto sich ergebende langsame Eigenbewegung schränkt natürlich gewisse Anwendungsmöglichkeiten ein; doch dies spricht nicht gegen Transpluto an sich, weil auch ein real existierender Körper in dieser Region diese Eigenschaft hat. Gerade die kürzlich entdeckte Sedna ist noch weitaus langsamer.
Was nun? Als physischer Planet existiert Transpluto wohl nicht, daher stufe ich ihn wie die Transneptuner der Hamburger Schule als hypothetischen Planeten ein.
Gerade der Gegensatz von treffenden astrologischen Deutungen, welche viele in diesem Buch dargelegt werden, und der astronomischen Nicht-Existenz von Transpluto wirft Fragen auf wie: Welche Beziehung besteht zwischen der Astrologie und der Astronomie? Oder etwas ketzerisch: Braucht die Astrologie die Astronomie? Lassen Sie sich dazu inspirieren und zu Gedanken anregen mit der Fülle an Material, das in diesem Buch zu Transpluto erstmals erschienen ist. Die Beiträge sind von verschiedenen Autoren oder Autorengruppen, so dass auch das Spektrum der bisherigen Transplutoforschung etwas aufgezeigt werden kann. Dabei ist es unvermeidlich, dass gewisse Themen zu Transpluto mehrfach angesprochen werden und teilweise auch kontrovers dargestellt werden. Es soll ein lebendiger Eindruck entstehen, wie astrologische Forschungsarbeit sein kann. Dabei stehen für mich die Erfahrungen aus der Anwendung im Horoskop, wo es in Beziehung mit dem gelebten Leben des Menschen gebracht wird, an vorderster Stelle. Aus dieser Erfahrung kann ich Transpluto nicht aus meiner astrologischen Arbeit weglassen, auch wenn ich um seine problematischen Grundlagen weiss. Transpluto könnte ich erst ersetzen, wenn mir eine bessere Alternative vorliegt. Das ist aber auch Ansporn für weiteres suchen und forschen.
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